„Wenn du keine Zeit zum Lesen hast, hast du auch nicht die Zeit — oder die Werkzeuge — um zu schreiben. So einfach ist das.“ (Stephen King)

Stephen King beschreibt in diesem Zitat die Notwendigkeit des Lesens für die eigenen Schreibprozesse. Für ihn ist Lesen also nicht nur eine einfache Freizeitbeschäftigung oder eine Art sich zu entspannen, sondern ein Hilfsmittel, um sich selbst für das Schreiben zu rüsten.

Diese Ansicht wird dieser Beitrag einmal näher erläutern und zeigen, in welcher Weise das Lesen hilfreich für AutorInnen sein kann und warum gerade das Stöbern in unterschiedlichen Genres so vielversprechend ist. 

Viel Vergnügen!

Wie kann dir lesen beim Schreiben helfen?

1. Es bietet Inspiration!

Ob der Vorgang nun bewusst oder unbewusst geschieht, aber eines ist klar: die Geschichte, die Worte, die Handlungen und die Figuren der Bücher, die du liest, arbeiten in dir, schaffen sich ihren eigenen Raum innerhalb deines Gedächtnisses, lösen Emotionen in dir aus und werden so zu Quellen der eigenen Erfahrung. Diese Erfahrungen kannst du dann für deine eigenen Bücher nutzen und dir so ein breites Spektrum an möglichen Handlungsabläufen oder Figurendarstellungen aufbauen, von dem du dich bedienen kannst, selbst wenn du schon längst vergessen hast, woher die Inspirationen kommen.

Bücher sind in dieser Hinsicht vergleichbar mit Filmen, bei denen dir auf einmal eine Idee für einen tollen Roman kommt, denn auch sie bieten das Potential, dich in deinem Ideenreichtum und deiner Fähigkeit, eine Geschichte zu erzählen, weiterzubringen. 

2. Es erweitert den sprachlichen Horizont!

Jeder von uns AutorInnen hat einen eigenen Schreibstil, vor allem benutzt jeder von uns Sprache auf eine völlig individuelle Weise: Manche AutorInnen schreiben eher nüchtern, andere sehr emotional, wieder andere eher mit rhetorischen Einschlägen, dazu gesellen sich noch Unterschiede in Wortwahl, Satzbau, Art der Dialoge & Detailgrad der Beschreibungen. Jeder Autor und jede Autorin verfügt über völlig eigene Vorlieben und Werkzeuge, wie Stephen King es nannte, um eine Geschichte zu erzählen. Liest man viel, nimmt man diese unterschiedlichen Herangehensweisen in sich auf, meist ohne es zu merken, und kann dieses Wissen nutzen, um die eigenen Fähigkeiten auszubauen. 

3. Es trainiert deine Empathiefähigkeit!

Während des Leseprozesses wirst du automatisch eine Verbindung zu den Figuren, ihren Schicksalen, Gedanken und Werten aufbauen. Du wirst mitleiden oder Figuren ablehnen, ihr Verhalten vorhersagen können, ihre Charaktere einschätzen lernen und dich in sie hineinversetzen. Alle diese Dinge sind von entscheidender Bedeutung für dich als AutorIn, denn Empathie ist der Schlüssel zum Herzen und Gedächtnis der LeserInnen. Indem du selbst diesen Prozess selbst immer wieder als LeserIn durchläufst, kannst du zum einen spüren, was in dir ausgelöst wird und es für deine Geschichten verwenden, und zum anderen lernst du, wie du Figuren gestalten kannst, dass sie auch bei deinen LeserInnen eine Emotion hervorrufen. 

(Wie wichtig Empathie für dein Schreiben ist, hat übrigens dieser Blogbeitrag einmal zusammengefasst: https://svenhensel.de/single-post/2017/02/19/Empathie–Warum-sie-die-Wunderwaffe-aller-Autoren-ist)

4. Du lernst dein Genre kennen! 

Indem du Bücher aus deinem Genre liest, gibst du dir selbst die Möglichkeit, einmal über den Tellerrand deines eigenen Schaffens zu blicken und zu sehen, wie andere AutorInnen in ähnlichen Gewässern schwimmen wie du. Hierdurch kannst du nicht nur neue Erzähltechniken oder Arten lernen, wie unterschiedlich man an ähnliche Grundthemen gehen kann, sondern siehst ebenfalls, wie sich z.B. Genres vermischen, wie manche AutorInnen eher genre-untypische Dinge in ihre Bücher einbauen oder, in seltenen Fällen, wie sich die Grenzen des eigenen Genres in Luft auflösen. Von allen diesen Dingen kannst du durch das Lesen profitieren und es wird sein, als würde jedes Buch eine Tür zu einer neuen Schreibwelt für dich öffnen.

5. Du kannst von Fehlern/ Erfolgen lernen!

Jedes Buch wird unweigerlich eine Reaktion in dir provozieren, sei es Gefallen, Langeweile, Abscheu, Bewunderung oder andere Emotionen, die dir Auskunft darüber geben, wie du zu dem Buch stehst. Diesen Umstand kannst du für dich nutzen, denn unabhängig davon, ob du das Buch magst oder nicht, bietet es Gründe für eben genau jenes Gefühl. Frage dich selbst und analysiere das Buch, warum es eben jenen Eindruck bei dir ausgelöst hast. Dieses Wissen kannst du dann für dein eigenes Schreiben nutzen und entweder Fehler, die deiner Ansicht nach gemacht wurden, vermeiden oder gelungenen Elementen nacheifern.

6. Es erweitert deinen kulturellen Horizont!

Jeder Mensch macht unterschiedliche Erfahrungen im Leben, verfügt über eigene Interessengebiete, hat individuelle Moralverstellungen und das alles fließt — mal mehr, mal weniger — in die Bücher von AutorInnen ein. Liest mal viel, eröffnet man sich selbst die Möglichkeit, in viele Geschichten über das Leben einzutauchen, ob sie nun auf realen Ereignissen beruhen oder nicht. Insbesondere wenn man Bücher aus anderen Ländern liest, bekommt man völlig neue Eindrücke, wie andere Kulturen aufgebaut sind, wie sie funktionieren oder was hohe beziehungsweise niedrige Stellenwerte besitzt. Auch der kulturelle Schatz an landestypischen Geschichten und Erzählstilen wird so greifbar, ohne in die jeweiligen Gebiete reisen zu müssen. Bücher erlauben es dir, diese Reisen von deinem heimischen Sofa oder Bett anzutreten und zeigen dir Welten, die dich auch in deiner eigenen Kreativität positiv beeinflussen werden. 

Was sollst du lesen? 

Nachdem aufgezeigt wurde, auf welche Arten das Lesen förderlich für die eigenen Schreibprozesse und die Weiterentwicklung als AutorIn sein kann, liegt die Frage nahe, was man am ehesten lesen sollte, um diese Wirkungen von der Theorie in die Praxis umzuwandeln.

Die kurze Antwort darauf

Alles!

Sollte man etwa Klassiker lesen, die auf Kanon-Listen stehen? Natürlich! 

Bücher von Bestsellerliste bestellen? Auch das! 

Ausschau halten nach besonderen Werken aus anderen Ländern und Kulturkreisen? Ja!

Bücher aus unterschiedlichen Richtungen werden dich und dein Schreiben ebenso individuell weiterentwickeln, aber du kannst von ihnen allen etwas lernen! Selbst wenn dir ein Buch nicht gefällt und du das Gefühl hast, du hättest deine Zeit verschwendest, kannst du die Erfahrung nutzen und die gemachten Fehler vermeiden!

Die lange Antwort

Letztendlich muss jeder selbst wissen, womit man die Lesezeit füllen möchte, aber die Empfehlung wäre, möglichst viel zu lesen und das kreuz und quer. Zur Erweiterung des Genre-Wissens ergibt es z.B. natürlich Sinn, sich einmal die Bücher erfolgreicher VertreterInnen anzuschauen, aber auch ein Blick in die Vergangenheit lohnt sich, um herauszufinden, wie das Genre begann beziehungsweise wie AutorInnen vor einigen dutzenden, vielleicht sogar hunderten Jahren das Genre interpretierten. 

Klassiker sind übrigens auch immer eine interessante Variante, den eigenen Horizont zu erweitern, da sie meist in einer Sprache geschrieben wurden, die heutzutage kaum mehr Verwendung findet, aber durch ihre Thematik häufig auch heute noch eine Relevanz besitzen. So mag beispielsweise das Thema der verbotenen Liebe zwischen zwei Menschen heute genauso aktuell sein, wie sie es bei Romeo und Julia war, das immerhin 1597 zum ersten Mal gedruckt wurde. Bei Nathan der Weise (Lessing) geht es z.B. um den Konflikt zwischen Juden, Christen und Muslimen — ein Thema, das kaum gegenwärtiger sein könnte. Klassiker sind also keineswegs nutzlos, auch wenn sie, zugegebenermaßen, sprachlich manchmal herausfordernd sein können.

Ebenfalls empfehlenswert ist es, internationale Buchpreise ebenso wie Bestsellerlisten im Ausland im Auge zu behalten, um die Liste an möglichen Büchern zur Erweiterung der eigenen Fähigkeiten noch ein wenig zu verlängern. Nicht selten kommt es vor, dass Bücher in Amerika, England oder anderen Ländern eine große Berühmtheit genießen und man selbst davon in den eigenen vier Wänden wenig mitbekommt. Der eigene Buchmarkt ist meist so zentral in unserer Anschauung, dass es schwer fällt, auch andere Länder im Blickfeld zu behalten. Welche Bücher dann letztendlich interessant für dich klingen, deinem Genre entsprechen oder mal etwas vollkommen Neues für dich darstellen, kannst aber natürlich nur du selbst entscheiden.

Neben den erfolgreichen Werken des eigenen Genres, der Klassiker und Büchern, die in anderen Ländern Begeisterung hervorrufen, sei an dieser Stelle auch noch empfohlen, andere literarische Gattungen eine Chance zu geben. Schreibt man beispielsweise Romane/Novellen, lohnt sich ein Blick in Theaterstücke — sei es der Gegenwart oder bereits ältere Werke — da diese ihre gesamte Atmosphäre aus Dialogen ziehen und die Gespräche zwischen den Figuren im Mittelpunkt stehen. Das kann eine tolle Möglichkeit sein, den Aufbau von guten Dialogen zu lernen, zu untersuchen, welche Motive und Mikro-Handlungen vollzogen werden, um das Verhältnis zwischen Figuren darzustellen — alles Informationen, die man beim eigenen Schreiben wieder für sich nutzen kann. 

Fazit

Lesen bereichert unser aller Leben auf so vielen Ebenen, dass auch der Bereich des Schreibens davon profitieren kann. Wer sich diesem gewaltigen Fundus an Inspirationen, individuellen Schreibstilen, Beispielen in Sachen Dramatik, Erzähltempo, Figurenbildung, Thematik und Aufbau verschließt, wird stets nur auf der gleichen Ebene verharren und sich nicht weiterentwickeln können. Lesen ist elementarer Bestandteil des AutorInnendaseins und ohne die Grenzen des eigenen Horizontes regelmäßig mit Hilfe von Büchern zu überwinden, wird man früher oder später immer wieder vor einer gläsernen Mauer stehen, die man nicht durchdringen kann. 

Letztendlich musst du es mal so sehen: 

AutorInnen, die nicht lesen, sind wie MusikerInnen, die keine Musik hören. Das geht doch nicht, oder?

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