Viele AutorInnen investieren gut und gerne mehrere Wochen und Monate in ihre Bücher. Stundenlang wird an der Handlung, den Figuren, den Welten, sowie auch den Dialogen, Sätzen und Wörtern gefeilt, bis man das Gefühl hat, das eigene Werk perfektioniert zu haben. Danach entlässt man es in die Welt und damit in die Hände der LeserInnen. Von dem Moment an liegt die Bewertung der eigenen Arbeit nicht mehr länger nur bei einem selbst oder dem eigenen Verlag, sondern bei denjenigen, die man mit den eigenen Geschichten unterhalten, verzaubern und begeistern möchte.
Hierbei kann es aber auch vorkommen, dass nicht ausschließlich positive Reaktionen hervorgerufen werden. Dies kann schmerzen, gerade weil das eigene Herzblut in die Bücher geflossen ist. Da ist es nicht verwunderlich, wenn man sich nur zu gerne rechtfertigen und sein Gegenüber ebenso angreifen möchte, wie man sich selbst angegriffen fühlt. Um aber einen klareren Kopf zu bewahren und auch schon im Vorfeld zu wissen, wie man auf Wortmeldungen eingeht, die fernab von einer Lobeshymne sind, soll dieser Beitrag Hilfestellung bieten.
Disclaimer: Als “Kritik“ wird im Folgenden alles zusammengefasst, das nicht positiv ist. Das bedeutet auch Dinge wie Verbesserungsideen, Ratschläge, usw. sind ebenfalls gemeint, da auch sie — so gut die Intention sein mag — ein negatives Gefühl in AutorInnen hervorrufen können.
Geschmäcker sind verschieden
Bevor die angeratenen Verhaltensweisen thematisiert werden, sollte noch eine Unterscheidung gemacht werden. Bei allem, was dir als AutorIn in Bezug auf dein Schreiben, deine Geschichten und deine Bücher, entgegengebracht wird, solltest du dich immer fragen: Beruht die Kritik auf persönlichem Geschmack oder nicht?
An dieser Stelle magst du dich fragen, warum dies so wichtig ist. Die Antwort ist naheliegend: Man sagt gerne, über Geschmack lasse sich nicht streiten. Da gibt es kein richtig oder falsch; es sind alles persönliche Präferenzen. Wenn dir beispielsweise eine Pizza mit Ananas darauf schmeckt — bah — ist deine Meinung genauso wertvoll und angebracht wie die gegenteilige Ansicht.
Ähnlich wie bei der Pizza gibt es auch im Bereich des Lesens persönliche Vorlieben, die man als AutorIn mit Glück treffen kann oder eben nicht. Wird dir beispielsweise gesagt, jemand würde den langsamen Erzählstil deiner Handlung nicht mögen, ist das kein Weltuntergang. Es könnte z.B. sein, dass die Person viel lieber Thriller liest, in denen viel Action passiert, und das einfach nicht zu deinem (z.B. Liebes-) Roman passt. Weder du noch dein Buch können also etwas dafür, dass du nicht den Geschmack des Lesers oder der Leserin getroffen hast. Es war vielleicht von vornherein nicht deine angedachte Zielperson.
Die folgenden Verhaltensratschläge beziehen sich aus diesem Grund ausschließlich auf Kritik, die nicht auf Basis des Geschmacks abgegeben wurde. Dabei ist klar, dass die Grenze zwischen persönlichen Präferenzen und wirklichen Schwachstellen fließend, ja manchmal sogar überlappend sein kann.
Wie solltest du NICHT agieren?
Reagiere nicht impulsiv.
Kritik zu bekommen kann weh tun. Da ist es verständlich, wenn man aus einem spontanen Impuls heraus gerne Feuer mit Feuer bekämpfen möchte und ebenfalls negativ reagieren möchte. Sei dir jedoch bewusst, dass es kein professionelles Verhalten ist, wie ein Topf mit zu heißen Maiskörnern zu explodieren. Übersprungshandlungen werden dir nicht helfen und mit Sicherheit mehr Schaden als Nutzen für dich bieten. Selbst wenn sie sich für den Augenblick gut anfühlen werden, etwas Dampf vom Kessel genommen zu haben. Nicht nur wirst du die Person, die Kritik geäußert hat, auf immer als LeserIn verlieren, sondern kannst dir sicher sein, dass dein Verhalten von deinem Gegenüber weitergetragen wird. Das ist mehr als schädlich für dein Image, aber viel schlimmer noch für deine Sympathie. AutorInnen, die man nicht leiden kann, wird man nicht lesen.
Rege dich keinesfalls öffentlich darüber auf.
Unabhängig davon, ob du in der Öffentlichkeit oder im Privaten kritisiert wurdest, mache nie den Fehler und trage deinen Ärger in die Welt hinaus. Nicht nur zeugt es von schlechtem Stil, sondern wirkt auch noch äußerst peinlich, wenn jemand wegen Kritik online in einen Tobsuchtsanfall gerät. Zwar magst du für den Augenblick ein Ventil gefunden haben, um deinem Ärger bzw. deiner Enttäuschung Luft zu machen, aber deine Follower/LeserInnen werden mit dem Kopf schütteln.
Bedenke auch, dass diese Situation für dich schnell erledigt sein mag, aber Außenstehende werden dein Verhalten nicht so schnell vergessen. Schlimmstenfalls wurden auch noch Screenshots gemacht, bevor du zur Vernunft kamst und deine öffentlichen Wutausbruch gelöscht hast. Das Internet vergisst nicht, daher sei dir stets darüber im Klaren, wie du dich in dieser Öffentlichkeit verhältst.
Keine Beleidigungen/persönlichen Angriffe
Nur weil jemand dein Buch oder deinen Schreibstil nicht mag, ist das keine Grundlage für Beleidigungen oder sonstige Attacken. Das gilt sowohl für private als auch öffentliche Gespräche. Zeige deinem Gegenüber lieber den Respekt, den du dir selbst wünschen würdest. Andernfalls könntest du dich bald von einem Teil deiner Leserschaft verabschieden, denn du kannst dir sicher sein, dass so ein Vorfall nicht geheimgehalten werden wird. Möglicherweise wird deine Reaktion sogar in Zukunft dafür herhalten müssen, wie man es gerade nicht machen sollte. Und wer will schon als schlechtes Beispiel dienen?
Verfalle nicht in AutorInnen-Arroganz
Tu dir selbst einen Gefallen und komme nie auf die Idee, deinem Kritiker das Wissen/die Intelligenz/das Verständnis abzusprechen. Selbst wenn die Person manche Zusammenhänge wirklich nicht versanden haben sollte, ist es besser, wenn du solche Meinungen für dich behältst. So nachvollziehbar der Gedanke ist und so zutreffend es auch sein mag, dass die eigentliche Intention nicht ganz erfasst wurde, positioniere dich nie über deine LeserInnen/KritikerInnen. Niemand wird gerne als “dumm“ bezeichnet und keinem Autor und keiner Autorin steht der Vorwurf der Überheblichkeit gut zu Gesichte.
Was sollte man machen?
Atme tief durch!
Höre erst in dich hinein, welche Emotionen in dir aufgrund der Worte erwachen und überlege dir dann eine passende Antwort. Nimm dir die Zeit, auf die Punkte deines Gegenübers zu reagieren und befolge mehrere der folgenden Punkte, um einen guten Eindruck zu hinterlassen. Bleib aber auf jeden Fall erst einmal ruhig und lass dich nicht von negativen Gefühlen übermannen.
Kritik ungleich persönliche Angriffe
Dein Gegenüber hat Probleme mit deinem Buch, nicht mit dir als Mensch. Das ist schwer zu unterscheiden, weil so viel Arbeit in den Büchern steckt, aber je früher du es verinnerlicht hast, umso leichter fällt dir der Umgang mit Kritik. Halte dir diesen Umstand immer vor Augen, wenn du auf Kritik eingehst und sei dir stets bewusst, dass du nicht dich selbst, deinen Charakter oder deine Existenz verteidigen musst, sondern dich lediglich darüber im Dialog befindest, was eine andere Person kritikwürdig an deinem Buch fand.
Sei professionell!
Wie auch immer du reagierst, was auch immer du sagen wirst, merke dir eines: Sei so distanziert wie nötig, aber so freundlich wie möglich. Hauptsache du machst keinen fragwürdigen Eindruck bei deinem Gegenüber. Bedenke hierbei, dass vermutlich niemand ein Interesse haben wird, dich fertigzumachen. Es geht lediglich um einen Austausch darüber, was eine einzelne Person an deinem Buch/Schreiben nicht mag. Daher ist es empfehlenswert, die professionelle Ebene nicht zu verlassen und möglichst besonnen auf Feedback zu reagieren.
Reflektiere!
Anstatt jede Form von Kritik abzutun und sie für nichtig zu erklären, tu dir und deinem Gesprächspartner den Gefallen und reflektiere über das Gesagt. Was genau sind die Kritikpunkte? Wurden Schwachpunkte in deinem Schreiben/Plotten/Charakterdesign, etc. gefunden, die du lieber vermieden hättest? Ist die Kritik so valide, dass du beim nächsten Buch darauf achten wirst, den/die Fehler nicht erneut zu machen? Oder kannst du die kritischen Äußerungen zwar nachvollziehen, aber teilst die Ansicht nicht wirklich? Wie du die Fragen von Fall zu Fall beantwortest, liegt völlig bei dir. Wichtig ist aber, dass du dir sie stellst und weder davon ausgehst, dass du perfekt bist noch, dass dein Gegenüber zu 100% Unrecht haben muss.
Frage nach!
Kommt es zu dem Fall, dass du die Kritik berechtigt hältst, kannst du Sympathiepunkte erhalten, indem du aus einem kurzen hin und her zwischen Kritikäußerung und der Aufnahme deinerseits einen echten Dialog machst. Selbst wenn es hart zu hören sein mag, können ausgiebige Unterhaltungen über berechtigte Kritik helfen. Zum einen zeigst du Interesse an der Meinung des Kritikers und beweist Größe, dich darüber unterhalten zu können. Zum anderen kannst du dir so möglicher Schwachpunkte in deinem Schreiben bewusst werden und in Zukunft daran arbeiten. Außerdem wäre es nicht verwunderlich, wenn deine gute Reaktion auf Kritik Schule macht und positiv über dein Verhalten gesprochen werden wird.
Bedanke dich für das Feedback!
Nicht nur hat jemand dein Buch gelesen, sondern sich zusätzlich sogar noch die Mühe gemacht, das Gelesene zu reflektieren. Das ist erst einmal positiv und bietet potentielle Verbesserungsmöglichkeiten. Ob die Kritik dann hilfreich oder angebracht ist, steht wiederum auf einem anderen Blatt. Trotzdem sollte ein gut gemeintes “Dankeschön“ zum Abschluss des Gesprächs immer möglich sein. Die Person hat dir eventuell einen Gefallen getan und handelte kaum mit der Intention, dass du dich mies fühlst. Daher zeig dieses Mindestmaß an Respekt und du kannst dir sicher sein, dass die Person deinem nächsten Buch eher noch eine Chance geben wird, als wenn du ausgerastet wärst.
Zusatztipp: Bestenfalls hast du dir diesen Blogbeitrag abgespeichert und liest dir erst einmal nochmal durch, wie du reagieren solltest, bevor du etwas machst. Dies gilt natürlich nur für Onlinegespräche. Reale Interaktionen sind da schwieriger mit einer Atempause zu versehen. Da würde es helfen, wenn du dich für den Moment bedankst und zustimmst, dass du über die Kritik nachdenken wirst, um später noch einmal darauf zurückzukommen. Das solltest du dann allerdings auch wirklich tun, um die gesagte Worte nicht tatenlos im Raum stehen zu lassen. Das wird einen guten Eindruck machen!
Das war der Blogbeitrag für diese Woche!
Ich wünsche einen tollen Sonntag und hoffe, wir sehen uns nächste Woche erneut um 15 Uhr hier!
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