Überarbeiten ist, so nötig es auch sein mag, oft nervig und lästig, oder? Stundenlang durchforstet man das eigene Werk mit einer Lupe, hofft Fehler zu finden, bevor LeserInnen sie entdecken, fürchtet sich aber gleichzeitig auch davor, Plotholes aufzuspüren, da das am Selbstbewusstsein und der eigenen Liebe zum Buch knabbern würde. Nicht selten bekommt man dabei das Gefühl, Überarbeiten wäre der unangenehme Verwandte des Schreibens, das man so liebt und das einem so viel Freude bringt. Daher wird Überarbeiten oft als notwendiges Übel und Teil des Schreibprozesses wahrgenommen, der aber nicht annähernd so viel Spaß macht, wie das eigentliche Schreiben selbst.
Aus diesem Grund soll es im heutigen Blogbeitrag einmal darum gehen, wie man die Quälerei beim Überarbeiten reduziert und sich selbst mehr Freude bereitet, sodass dieser Verwandte des Schreibens nur noch halb so unangenehm ist. Kurzum: es sollen 8 Wege vorgestellt werden, wie man Überarbeiten eher zu einem Vergnügen machen kann!
1. Belohne dich oft!
Überarbeiten ist in den meisten Fällen wahnsinnig anstrengend, weil man das eigene Buch nicht aus Freude liest, sondern sich stark darauf konzentrieren muss, Fehler sowohl auf sprachlicher, grammatikalischer und auf inhaltlicher Ebene zu finden. Noch dazu versucht man sich selbst dazu zu zwingen, das eigene Buch aus der Sicht einer fremden Person zu lesen, die das Buch noch nicht kennt, um so mögliche Plotholes und Ungereimtheiten aufzudecken. Das alles kombiniert erklärt, warum Überarbeiten von vielen AutorInnen als ein kräfteraubender und demotivierender Vorgang wahrgenommen wird, zumal die vielen aufgedeckten Fehler auch noch Selbstzweifel fördern. Da ist es ganz verständlich, dass es keinen Spaß macht!
Um diesen vielen Negativeindrücken ein Gegengewicht zu geben —und dadurch wieder mehr Vergnügen am Überarbeiten zu bekommen — sollte man sich belohnen und das reichlich! Nimm dir eine bestimmte Seitenanzahl vor, die du überarbeiten möchtest und danach gönnst du dir eine Belohnung, damit dein Gehirn Überarbeiten nicht mehr länger nur als Qual sieht, sondern es als nötige Handlung wahrnimmt, die dir etwas Positives einbringt. Ob diese Belohnung eine Folge einer guten Serie ist, etwas Leckeres zu kochen/essen, ein Spaziergang, ein Film, ein Videospiel oder mit deinem Haustier zu spielen, bleibt völlig dir überlassen. Wichtig ist nur, dass du nach dem anstrengenden und müde machenden Überarbeiten etwas tust, das dich glücklich macht! So gleichst du die negativen Gefühle aus und bist insgesamt zufriedener!
2. Überarbeiten als Etappenmarathon
Der größte Fehler, der gemeinhin beim Überarbeiten gemacht wird, ist diesen Prozess so schnell wie nur möglich hinter sich bringen zu wollen. Im Zuge dessen versucht man dann sehr viele Seiten an einem Tag zu schaffen, mutet sich so viel zu viel auf einmal zu — das oft auch in zu schneller Korrektur-Geschwindigkeit — und so kann Überarbeiten nur zu einer Last werden. Hierdurch entsteht allerdings das Problem, dass man sowohl durch die hohe Geschwindigkeit als auch durch zunehmende Unkonzentriertheit Fehler übersehen wird. Noch dazu wird das Gehirn mit jeder Stunde immer müder und widerspenstiger, was es sich merken wird, sodass Überarbeiten stets negativ konnotiert bleibt und so den erneuten Einstieg erschweren wird. Man wird alleine beim Wort “Überarbeiten” schon keine Lust darauf haben, da die Erinnerungen an die Anstrengung weiterhin im Hinterkopf sein werden. Überarbeitung als einen Sprint einzusehen, bei dem man möglichst schnell die Ziellinie erreichen muss, ist daher in vielfacher Hinsicht schädlich.
Aus diesem Grund kann schon viel Brisanz und Anstrengung genommen werden, wenn man Überarbeitung eher als Etappenmarathon sieht: Anstatt für mehrere Stunden dutzende, wenn nicht gar hunderte Seiten durchzuackern, sollte man sich kleine Häppchen vornehmen und das in zeitlich begrenztem Rahmen. In Verbindung mit dem vorherigen Tipp bietet sich beispielsweise an, 30 Minuten lang zu überarbeiten, um dann 1 Folge einer Sitcom-Serie zu sehen oder 15 Seiten in einem Buch zu lesen, um das Gehirn zu entspannen. Danach wird wieder überarbeitet.
Hierdurch dauert zwar der ganze Überarbeitungsprozess länger als wenn man durch das eigene Buch hindurch sprintet, aber gleichzeitig steigt die Qualität der eigentlichen Überarbeitung, man ist weniger erschöpft und hat mehr Freude daran!
3. Geh mal raus!
Einer der simpelsten Tipps wie Überarbeiten doch etwas mehr Spaß machen kann, als wenn man nur daheim auf seiner Couch oder seinem Stuhl sitzt und immer demotivierter wird, ist die eigenen vier Wände beim Überarbeiten regelmäßig zu verlassen! Mache einen schönen Spaziergang, überarbeite in deinem Lieblingscafe oder in der freien Natur. Such dir einen Ort, der dich entspannt und dir ein positives Gefühl gibt!
Das bricht die dröge Langeweile auf, die man normalerweise beim Überarbeiten hat, und durch die körperliche Bewegung kann man neue Kräfte freisetzen! Gerne kannst du dabei auch immer wieder neue Orte ausprobieren und deine Umgebung erkunden. Wichtig ist nur, die eigene Wohnung beziehungsweise das eigene Haus zu verlassen, damit mal etwas Abwechslung in diesen sehr eintönigen Prozess des Überarbeitens kommt und man so motivierter ist, sich überhaupt an den Laptop zu setzen. Dein Kopf wird Überarbeiten dann nicht mehr nur als lästige Pflichtaufgabe sehen, sondern als Anlass zu einem kleinen Abenteuer, dich in die Welt da draußen zu bewegen.
4. Lies laut als sei es deine Lesung!
Dieser Tipp beißt sich natürlich mit dem vorherigen Vorschlag, da du keinesfalls draußen einfach aus dem Nichts laut lesen solltest, aber in deinen eigenen vier Wänden ist es sehr hilfreich, so zu tun, als wäre dein Zuhause mit potentiellen LeserInnen gefüllt und du liest ihnen vor. Einerseits findest du so noch besser Textstellen, die sich nicht gut anfühlen und andererseits ist es ein hervorragendes Training für deine wirklichen Lesungen in der Zukunft! Außerdem kannst du deine Figuren mit unterschiedlichen Stimmen lesen, mal dramatisch, mal traurig klingend, um das Gefühl der jeweiligen Szene selbst nachzuempfinden. Es lohnt sich also!
5. Mache eine Liste!
Klingt langweilig? Keineswegs! Es ist doch ein schönes Gefühl, wenn man voller Stolz einen Punkt von einer To-Do-Liste abstreichen kann und somit zeigt, dass man ein Etappenziel erreicht hat. Gleiches kann man auch beim Überarbeiten einführen:
Man sucht sich beispielsweise 5-6 typische Problemfelder raus (wie z.B. Glaubwürdigkeit der Dialoge, logischer Aufbau, gute Geschwindigkeit, stringente Handlung, passende Verknüpfungen, angemessene Sprache, etc.) und überprüft speziell diese Felder bei jedem einzelnen Kapitel. Findet man Fehler, markiert man die Stellen und verbessert sie. Wenn man aber nichts findet oder gut genug ausgebessert hat, sodass nichts mehr knarzt und stört, kann man die Problemfelder abhaken und erhält so eine lange Liste, die bei jedem Kapitel zeigt, welche Fortschritte man gemacht hat!
So führt man sich selbst vor Augen, dass man gute Arbeit in den jeweiligen Kapiteln leistete und ist mehr motiviert, sich den neuen Kapiteln zu stellen. Zusätzlich wird jedes Abhaken eines Problemfeldes dafür sorgen, dass ein kleiner Schub von Stolz im Herzen frei wird, sodass man automatisch mehr Spaß beim Überarbeiten hat!
6. Sammle kuriose Fehler!
Niemand von uns AutorInnen ist perfekt und wir alle finden dutzende merkwürdige, teils dumme, teils peinliche Fehler, die wir dringend aus unseren Büchern entfernen wollen. Dafür sollte man sich keinesfalls schämen oder gar annehmen, man sei alleine auf der Welt mit dieser Art Probleme — Fehler passieren einfach, das gehört beim Schreiben dazu. Wichtig ist aber der Umgang mit den Fehlern: anstatt sie einfach nur zu löschen, empfiehlt es sich, kuriose Fehler zu sammeln und sich damit zu motivieren.
Aber wie macht man das?
Schreibe die kuriosesten Fehler auf und teile sie ab und zu in sozialen Netzwerken, damit du nahbarer für deine AnhängerInnen (/andere AutorInnen) bist und sie mit dir sympathisieren können. So trittst du schnell mit ihnen in einen Dialog, welche Fehler sie in ihren eigenen Manuskripten gefunden haben und es entsteht eine tiefere Bindung. Gleichzeitig ist dir so auch immer bewusst, wie wichtig die Überarbeitung ist, da diese vielen kuriosen/peinlichen Fehler ohne deine Anstrengung ein Teil deiner Bücher gewesen wären. Das wird dir noch einmal ein wenig mehr Motivation geben, gründlicher und häufiger zu überarbeiten!
7. Bilde ein Team!
Was beim Schreiben prima klappt, ist auch beim Überarbeiten hilfreich! Während man bei Ersterem mit einem Partner oder eine Partnerin Word Wars machen und sich gegenseitig motivieren kann, öfter und mehr zu schreiben, kann man sich auch beim Überarbeiten gegenseitig unterstützen. In diesem Fall bietet es sich an, entweder die Texte der jeweils anderen Person zu überarbeiten oder aber sich zu Überarbeitungstreffen zu verabreden, die online oder auch in der realen Welt abgehalten werden können. Hierbei trifft man mit dem jeweiligen Teampartner eine Abmachung, eine bestimmte Zeit lang nur zu überarbeiten und sich danach darüber auszutauschen. Seien es Rückfragen zu wichtigen Entscheidungen, gegenseitiges Zeigen von sich komisch anfühlenden Textstellen oder andere Ungereimtheiten — man kann alles miteinander besprechen, sodass das oft einsame und dadurch langweilige Verfahren des Überarbeitens etwas mehr Spannung bekommt!
8. Markiere auch gute Stellen!
Eines der größten Probleme neben der Anstrengung sind die beim Überarbeiten ständig auftretenden Selbstzweifel. Sie nagen an einem und war man zuvor noch vom eigenen Text überzeugt, wird dieses sicher erscheinende Gebilde immer brüchiger, sodass man irgendwann kaum mehr von sich beziehungsweise dem eigenen Buch überzeugt ist. Das lässt die Motivation sinken, weiter zu überarbeiten, und das raubt die Freude daran, das eigene Werk zur Perfektion zu bringen. Aus diesem Grund sollte man ein Gleichgewicht schaffen: wenn dir einige Dialoge, Beschreibungen oder Textstellen insgesamt gut gefallen, markiere sie oder schreibe dir die Seitenzahl auf. So kannst du dir immer vor Augen führen, dass du beim Schreiben nicht versagt hast, und dir das Selbstzweifelmonster nur ein schlechtes Gefühl einreden will. Extra-Tipp: Sei bei den Markierungen gerne großzügig und zeige sie auch ruhig Menschen, mit denen du über deine Werke redest, um dir durch deren positives Feedback zusätzliche Motivationsschübe abzuholen.
Das waren einige Tipps, damit Überabeiten endlich wieder etwas mehr Freude bereitet:)!
Welche Tipps habt ihr? Und an alle AutorInnen, die gerne überarbeiten: was gefällt euch daran und wie verliert ihr nicht die Lust nach dutzenden Seiten :)?
Super, vielen Dank für die Tipps! Überarbeiten ist ein sehr mühsamer Prozess! Es fällt mir wirklich nicht leicht, vor allem wenn man viele Ungereimtheiten entdeckt!
Liebe Grüße, Katharina
Gerne :)! Ich hasse es, Texte zu überarbeiten, weil es so wahnsinnig anstrengend ist, und da habe ich mir einfach überlegt, wie ich selbst mehr Spaß daran entwickeln kann:) Endergebnis war dieser Blogbeitrag :)!
Liebe Grüße :)!