Rückblick auf Tag 1 der Leipziger Buchmesse

Ein erster Tag eines solchen Events ist immer etwas ganz Besonderes: fröhlich drein schauende Aussteller platzen fast vor Stolz, Schulklassen strömen in Scharen in die Hallen — teils aus Freude, das Schulgebäude hinter sich lassen zu können, teils aus der Begeisterung, dem Beobachtungsfeld der LehrerInnen entkommen zu sein — AutorInnen gehen durch die Hallen, stets begleitet von der Hoffnung von LeserInnen oder KollegInnen aufgrund von Interaktionen in sozialen Medien erkannt zu werden, und LeserInnen erobern ihre Lieblingsverlage. 

Während es an der einen Ecke Kontakt zu Profis jeder Richtung gibt — sei es Marketing, E-Books, Publishing, etc. — kann man an einer anderen Ecke direkte Diskussionen über die Buchbranche oder auch über das Schreiben an sich mitbekommen. Andernorts kann man Lesungen beiwohnen, aber auch etwas lernen, sei es durch Vorträge oder Interviews.  

Aus einer solchen Mischung bestand auch mein erster Tag auf der Leipziger Buchmesse. Es gab wunderbare Interviews, die begeisterten, Vorträge, die interessant und unterhaltend waren, aber auch einige Beiträge, die noch etwas Luft nach oben hatten.

Als allererstes ging ich in die große, gläserne Halle, die nicht nur durch ihr Aussehen, sondern auch durch das Menschengewimmel Eindruck machte: In der Mitte fand vor allen Dingen das blaue Sofa Beachtung, während sich auf der rechten Seiten bereits mehr und mehr Manga-Menschen versammelten, die dieser Messe, wie immer eigentlich, eine optisch außergewöhnliche Note geben und damit das wohlige Gefühl erschaffen, dass andere Geschmäcker gern gesehen sind. Diversität hat viele Facetten und sie alle sind bedeutsam. Die LBM lebt das und das spürt man.

Nachdem dann die riesigen Ausmaße dieser Halle genug bestaunt wurden, ging es an den Ort, den ich wohl am öftesten aufsuchen werde: Halle 5 — die AutorInnenhalle.

Dort habe ich auch direkt auf Wunsch einer wunderbaren Freundin spontan gewählte Interviewrunde mit dem Titel „Wie werde ich Kinderbuchautor?“ besucht, bei der sich die Kinderbuchautorinnen Kirsten Reinhardt und Christine Paxman trafen, um in einem von Martine Koettnitz moderierten Gespräch zu berichten, wie sie zum Schreiben kamen, welche Hindernisse sie überwinden mussten und über das Schreiben generell denken. Einige der Kernpunkte habe ich euch mal zusammengeschrieben, damit auch diejenigen, die nicht in Leipzig sein können oder nicht an der Veranstaltung teilnehmen konnten, einen Eindruck bekommen:

– Nur 3% aller KinderbuchautorInnen können vom Schreiben leben.

 

– Man soll bei Wettbewerben mitmachen, um Aufmerksamkeit zu generieren.

 

– Es gibt Verlage, die Freiraum lassen, andere wollen nur reinreden und vom Ursprungsprodukt nichts mehr übrig lassen.

 

– Man soll jeden Tag schreiben, da es, wie Klavierspielen, eine Übungssache ist.

 

– Journalistisches Schreiben hilft, da man sich durch Platzmangel zwingt, sich kurz und prägnant zu fassen.

 

– Man muss lernen, Kritik von anderen anzunehmen.

 

– Keinesfalls versuchen, LektorInnen auf das Buch neugierig zu machen, sondern alles erzählen. 

 

– Thema Verlagsagenturen: Man soll schauen, ob die Erfahrung und Verbindungen haben.

 

– Man muss extrem viel lesen, um sich weiterzuentwickeln.

 

– Beide verneinen, dass es wichtig sei, mit der Zielgruppe viel zu tun zu haben. 

Nach diesem außerordentlich interessanten Gespräch, das auch für mich als Nicht-Kinderbuchautor-/leser spannend war, drehte ich einige Runden durch die Hallen und schaute mir die Stände an. Davon gab es allerdings so viele und in  derart unterschiedlichen Ausführungen, dass es schwer fällt, die besten davon zu nennen, aber da werde ich morgen noch einmal drauf achten.

Interessant war es dabei, immer mal wieder in Lesungen zu “platzen“ und dem zu lauschen, was werte KollegInnen da geschaffen haben. Angefangen bei Gedichtbänden über Kinderliteratur bis hin zur Erwachsenenliteratur war alles vertreten. Die Art und Weise, wie da vorgelesen wurde, war in den meisten Fällen gut. 

Danach interessierte ich mich für die Frage nach Self-Pub vs. Verlag und da gab es in meiner Lieblingsecke von Halle 5 ( —> D600), denn dort gibt es seeeehr viele Sitzgelegenheiten — ich LIEBE Sitzgelegenheiten — ein Gespräch zwischen drei AutorInnen.

Es war an sich ganz interessant, auch wenn sich ein Autor etwas unkollegial verhalten hat, was kritisch zu bemerken ist. In einer halbstündigen Veranstaltung mit 3 AutorInnen, die alle zu Wort kommen wollen, ist es nicht in Ordnung, wenn eine Person durch lahme Geschichten, die unaufgefordert erzählt werden, die Redezeit der anderen AutorInnen stiehlt. Scheinwerferlichtsucht schön und gut, aber da erwarte ich weniger Haifischbecken-Mentalität und mehr Fokus darauf, dass alle sprechen können, zumal sie auch unterschiedliche Genres bedienten, sich also keine LeserInnen wegschnappen, wenn es sowas überhaupt gibt.

Mit diesem kleinen Downer ging es dann erneut auf eine Tour, dieses Mal aber hin zur Halle 3 und dort war es beinahe wie in einer anderen Welt. Nicht nur gab es dort viele alte Bücher, die man kaufen konnte, oder auch unterschiedliche Arten von Kunstwerken, sondern auch noch einige andere Verlage und eine riesige Fläche der ARD, bei der Interviews geführt wurden.

Dort setzte ich mich und lauschte dem hervorragenden Gespräch mit einem litauischen Autor, der von seiner Schreibzeit und seinem Heimatland gesprochen hat. Wahnsinnig interessant! Ich hätte da gerne stundenlang zugehört, aber leider war das Gespräch auf 30 Minuten begrenzt. Dennoch werde ich da auf jeden Fall erneut vorbeischauen!

Anschließend hatte ich noch zwei weitere Vorträge, die aber eher an Menschen gerichtet schienen, die zum einen mit sozialen Medien noch kaum Berührung gemacht haben oder gerade erst mit dem Schreiben beginnen.

Auch die Veranstaltung über “außergewöhnliche Marketingmethoden“ war nichts für mich, da ich mit den vorgestellten Dingen wenig anfangen konnte. Mein persönliches Highlight dabei war, dass man doch einfach, wenn man einen Krimi geschrieben hat, als Marketing-Gag, LeserInnen ein Krimi-Dinner zahlen könnte. Da schüttelte ich nur mit dem Kopf und fühlte mich an die Autorin von der Session Selfpub vs Verlag erinnert, die Liebesromane mit Surfern schrieb. Ob die Kollegin ihre LeserInnen dann wohl in einen Surf-Kurs schicken müsste?

Als Letztes machte ich mich dann erneut auf in Halle 3, wanderte ein wenig umher, traf ganz tolle Menschen — wie das auf einer solchen Messe gerne passiert — fand nach einer Weile auch einen Platz, an dem ich sitzen und diesen Blogbeitrag anfangen konnte und machte mich dann einige Zeit später auf dem Weg ins Hotel. 

So besonders der erste Tag einer Messe ist, so anstrengend und wahnsinnig überfordernd mit Eindrücken er sein kann, das Gefühl, die Messe an jenem ersten Tag wieder zu verlassen, ist ebenso einzigartig: es fühlt sich an, als würde man etwas zurücklassen, das man mit sich nehmen möchte. Die wundervollen Buchmenschen, die Atmosphäre, das Gewimmel, die Sitzgelegenheiten. Kaum steht man am Bahnhof und schon entsteht ein Hauch von Messeweh, da man sich zurücksehnt zu diesem wundersamen Ort, an dem wir alle unser Liebe zum geschrieben Wort Ausdruck verleihen können.

Morgen werde ich zurückkehren und ich weiß, ich werde es mit einem Lächeln tun.

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