Viele von uns kennen sie besser als es uns lieb sein kann: Selbstzweifel. Diese kleinen Monster, die ständig im Hinterkopf auf ihre Gelegenheit lauern und genau in den Momenten hervortreten, wenn man etwas geschrieben hat und sich freuen könnte, dem kreativen Prozess gefolgt zu sein. Kritik reiht sich an Kritik, Misstrauen in die eigenen Fähigkeiten wird gesät und wächst zu einer immer größer werdenden Ranke heran, die die Sicht auf die eigentlichen, individuellen Schreibqualitäten mehr und mehr verdeckt. Kurzum: Selbstzweifel bringen viel Schatten und können für viel inneren Ärger sorgen. Und doch helfen sie uns. Wie genau und warum man auch froh darüber sein könnte, dass einem diese Monster immer auf den Fersen sind, soll dieser Blogbeitrag einmal näher erläutern.

Viel Vergnügen!

 

Wie helfen sie uns?

Selbstzweifel können richtige Ärgernisse und eine der Schattenseiten des Schreibens sein. Sie nerven, weil sie stets Salz in Wunden werfen und selbst dort, wo die SchreiberInnenhaut nicht beeinträchtigt war, reißen sie Lücken und verrichten ihre Schandtaten. Auf diese Art können sie auf Dauer  — und wenn sie sich unkontrolliert ausbreiten — eine echte Plage werden, aber auch sie haben ihren Nutzen für unser Schreiben und unser Vorankommen:

 

Innerer Kontrolleur!

Wer ständig an sich selbst zweifelt, hinterfragt automatisch jedes einzelne Element des eigenen Schreibens. Hierdurch findet ein ständiger Kontrollprozess statt, ob das, was man zu Papier brachte auch den eigenen Ansprüchen genügt. Verstummen die inneren Kritiker, kann man davon ausgehen, etwas Zufriedenstellendes geleistet zu haben, da Selbstzweifel nur selten und äußerst ungern einmal Ruhe geben. Anders als die eigene Muse und die Kreativität verschwinden die Zweifel nicht einfach, sondern sind immer da und warten nur darauf, Schwachstellen aufgezeigt zu bekommen, um für dieses unwohl Gefühl zu sorgen, nicht genug geleistet zu haben. Zwar ist ein Verstummung von Zweifeln nicht unmittelbar ein Indikator dafür, dass das Geschriebene perfekt wäre, aber allein die innere Kontrolle über jeden einzelnen Satz, Absatz, Handlungsstrang, Dialog, Charakteraufbau, etc. hilft dabei, ein Mindestmaß an Qualität zu erreichen.

 

Reflexion über Stärken & Schwächen!

Durch die Auseinandersetzung und der inneren Kontrolle lernt man nicht nur etwas über den eigenen Text, sondern auch über sich selbst: je länger man sich mit den Zweifeln auseinandersetzt, immer wieder abwägt, ob sie nur aufgrund einer Laune existieren oder ob wirklich etwas mit dem Geschriebenen nicht stimmt, umso häufiger werden Muster auffallen. Die Bereiche des eigenen Schreibens — seien es Dialoge, Charakterdesign, Beschreibungen, Spannungsabläufe, Plot, etc. — die vermehrt von den Zweifeln verschont bleiben, könnten sich als eigene Stärken herauskristallisieren.

Dem gegenüber stehen dann die Felder, in denen man sich immer wieder kritisch hinterfragt und offenkundig noch Mängel hat. So erhält man ein gutes Gesamtbild über sich selbst als AutorIn und kann dementsprechende Schritte einleiten, um sich weiter zu verbessern. Die Selbstzweifel fungieren hierbei als eine Art Problem-Geigerzähler, der sehr häufig ausschlagen wird und man dann selbst entscheiden muss, ob es wirklich etwas zu verbessern gibt oder nicht.

 

Kein Stillstand! 

Wer sich immer wieder selbst hinterfragt und durch Selbstzweifel getrieben ist, sich weiterzuentwickeln, um diesen kleinen Monstern immer einen Schritt voraus zu sein, wird niemals bequem werden und es zum schreiberischen Stillstand kommen lassen. Ganz im Gegenteil: Selbstzweifel helfen dabei, sich auf die Probe zu stellen und dauerhaft an sich zu arbeiten, um möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten. Sie trainieren uns AutorInnen, nicht mit den Dingen, die wir bisher erreichten, zufrieden zu sein, sondern immer höher zu streben. Das mag auf den ersten Blick anstrengend wirken, qualitativ immer in Bewegung zu sein, aber nur hierdurch wird man in der Lage sein, den LeserInnen und den mit wachsender Bekanntheit ebenso wachsenden Erwartungshaltung auch gerecht zu werden.

Selbstzweifel, so schwer kontrollierbar sie oft sind, haben zumindest die hilfreiche Eigenschaft, dass sie berechenbar sind und in dem Wunsch, sich immer weiter zu verbessern, liegt letztendlich der eigene Antrieb, sich so wenig wie möglich mit diesen kleinen Monstern auseinandersetzen zu müssen. Selbstredend kann es trotzdem sein, dass sie auftreten, aber je mehr man die vorherigen zwei Aspekte verinnerlicht hat, umso mehr lernt man, die positiven Seiten zu sehen und ist nicht entmutigt, wenn die innere Kritik ertönt.

 

Austauschgrundlage!

Selbstzweifel haben gerne die Eigenschaft, nicht nur vereinzelt, sondern in Massen aufzutreten. Meist ergibt sich ein Schneeball-Lawinen-artiges System, das von einem Kritikpunkt ausgelöst wird und dann mit viel Energie über einen hinüberrollt. Das kann anstrengend sein und nur zu oft fühlt man sich von geballten Wucht der Zweifel an sich selbst derart überfordert, dass man kaum mehr die objektive Meinung vor Kritik-Bäumen sieht.

Das ist dann der Zeitpunkt, an dem man beschließen sollte, andere Menschen in den eigenen Kampf einzuweihen, sodass sie dabei helfen, die Rodung voranzutreiben. Wer also von vielen Zweifeln nahezu erdrückt wird, sollte sich in den Austausch mit anderen Menschen begeben, seien es Freunde, Familie, Bekannte, andere AutorInnen oder auch potentielle LeserInnen und ihnen zeigen, was man geschrieben hat, sowie woran man zu scheitern glaubt. Die Außenstehenden können dann wiederum einen Blick auf das Geschriebene werfen und besser dabei helfen, die Selbstzweifel von berechtigter Kritik zu trennen, da die kleinen Monster nur zu gerne den ganzen Himmel verdunkeln. Der Austausch, insbesondere mit KollegInnen und LeserInnen, ist hierbei sehr wichtig, sich nicht alleine zu fühlen und die Wolkendecke aufzubrechen. Man lernt auf diese Weise erneut mehr über sich selbst, die eigenen Stärken/Schwächen und kann auch eine Verbindung zu anderen KollegInnen herstellen, die auf Dauer Bestand haben kann, da man ähnliche Tiefen durchgemacht hat.

 

Gewöhnen an Kritik!

Wenn der eigene Kopf immer wieder danach schreit, dass das Geleistete nicht reicht und man sich selbst dabei erwischt, wie geschriebene und ausgedachte Inhalte zerpflückt werden, ist man im Zustand einer Dauerbeschallung an Kritik. Das kann — bestenfalls — nützlich für die Veröffentlichung und die Zeit danach sein, da man jeden möglichen Kritikpunkt bereits durch sich selbst hörte und man lernt, mit Kritik umzugehen und sich nicht von ihr runterziehen zu lassen. Hätte man nämlich genau das getan und wäre in ein tiefes Loch gefallen, wäre das Buch kaum beendet und der Mut aufgebracht worden, es der Welt zu präsentieren. Der innere Kritiker hilft also dabei, ein Verhältnis zur generellen, und damit auch äußeren, Kritik aufzubauen, sodass man von ihr nicht in gleichem Maße überrascht ist, wie Menschen, die mit wenig Selbstzweifeln zu kämpfen haben und alles was sie tun für hervorragend halten. Unter Umständen kann diese Gewöhnung an Kritik dafür sorgen, dass die Wucht einen weniger trifft und man davon z.B. weniger getroffen ist.

 

Was darf man nicht zulassen?

Alle diesen positiven Effekte, die Selbstzweifel bei aller Schwere ebenfalls mit sich bringen, ist es jedoch von entscheidender Bedeutung, dass man einige Fehler nicht zulässt, damit der positive Effekt nicht völlig von düsterer Stimmung überlagert wird. Denn eines muss klar sein: es gibt wenige Elemente beim Schreiben, die ein derart zweischneidiges Schwert darstellen wie Selbstzweifel.

Sie haben, wie eben gezeigt, durchaus ihre positiven Seiten und können dazu beitragen, zu besseren SchreiberInnen zu werden, aber gleichzeitig sind sie heimtückisch, wenn man sie aus den Augen lässt und nicht genau aufpasst, dass sie sich nicht unkontrolliert auf alles stürzen. Daher soll nun einmal eine kurze Liste folgen, die aufzeigen soll, was man keinesfalls bei Selbstzweifeln erlauben darf, um nicht die positiven Effekte völlig zu überlagern:

 

Sich überragen lassen!

Selbstzweifel werden dann zu einem ernsthaften Problem, wenn man sich nicht früh genug mit ihnen auseinandergesetzt hat. Im Grunde funktionieren sie wie ein Turm aus mehreren Kritikplatten, die sich immer weiter aufeinander stapeln und irgendwann, wenn man nicht aufpasst und eingreift, wird einen der Turm überragen und immer schneller wachsen, sodass man die Spitze kaum mehr erahnen kann.

Dies ist äußerst problematisch, da die Zweifel am Selbstvertrauen und der inneren Überzeugung nagen, wirklich gut schreiben zu können, sodass man gezwungen ist, diesen Turm Platte für Platte abzutragen. Ein langwieriges und schwieriges Unterfangen, das viel Selbstreflexion und Auseinandersetzung mit den eigenen Schwächen erfordert. Aus diesem Grund darf man es gar nicht erst so weit kommen lassen, dass die Selbstzweifel einen überragen und muss bereits früh eingreifen, um dagegen zu steuern.

 

Zu einer Blockade kommen lassen!

Haben die Zweifel es erst einmal geschafft, sich zu sehr am eigenen Selbstvertrauen festzubeißen und es derartig schrumpfen zu lassen, dass man kaum mehr weiß, ob man jemals schon mal auch nur einen guten Satz geschrieben hat, kann es leicht zu einer Schreibblockade kommen. Diese würde dann nicht — im Gegensatz zu den eher positiveren Blockaden — darauf basieren, dass man sich nicht kreativ fühlt oder noch nicht weiß, wie die Geschichte fortgeführt werden soll, sondern darauf, dass man sich kaum mehr traut, etwas zu schreiben, da man es sowieso nicht mögen und es nicht den eigenen Ansprüchen genügen würde.

Diese Form der Blockade ist schwerwiegend, da man sich dann vor der gewaltigen Aufgabe sieht, entweder aus Trotz doch etwas zu schreiben und die innere Aufgewühltheit zu verstärken oder aber man muss zuerst einmal die Zweifeltürme, die einen umzäunen, abbauen. Eine anstrengende und langwierige Selbstheilungskur wäre von Nöten, bis man sich eine Art Durchgang durch diese Blockade erarbeitet hat. Aus diesem Grund lohnt es sich eher, Selbstzweifel direkt zu konfrontieren und sich mit ihrer Kritik auseinanderzusetzen.

 

Unkontrolliert walten lassen!

Eines der größten Probleme mit Selbstzweifeln, die aufgrund des Gefühls entstehen, keine ausreichende Schreibleistung erbracht zu haben, liegt in ihrer rasanten Ausbreitung. Sie werden, wenn man nicht früh genug gegen sie vorgeht, nicht nur große Bereiche des eigenen Schreibens infizieren, sondern können auch noch andere Bereiche des Lebens erfassen. Innerhalb des eigenen Selbstvertrauens und Selbstbewusstseins gibt es keine abgeschotteten Grenzen, sodass die Zweifel von unsichtbaren Wänden im Bereich des Schreibens fixiert würden — sie können sich unkontrolliert ausbreiten. Das kann schlimmstenfalls zur Folge haben, dass nicht nur das Vertrauen in die eigenen Schreibfähigkeiten leidet, sondern man auch in anderen Bereichen des Lebens —sei es privat oder im Beruf — das Gefühl besitzt, nicht mehr genug zu sein oder keine gute Leistung mehr abrufen zu können. Dies würde wiederum am Selbstbewusstsein nagen und kann zu einer Abwärtsspirale führen.

Daher gilt unbedingt: stets alle Selbstzweifel ernst nehmen, sie auf ihren Wahrheitsgehalt untersuchen, unsinnige Übertreibungen in den inneren Papierkorb werfen und am Rest solange arbeiten, bis die Zweifel verstummen. Nur so kann es gelingen, die eigenen Kritiker ruhig zu stellen und gleichzeitig sich immer weiter als AutorIn zu verbessern, was letzten Endes nicht nur dem eigenen Ansehen, sondern vor allem dem Vergnügen für LeserInnen guttun wird!

 

 

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