Sollen AutorInnen bloggen? Das ist eine oft gestellte und meist hitzig diskutierte Frage, zu der es im Grunde drei unterschiedliche Positionen gibt:
Die einen sagen, dass sie es als Zeitverschwendung empfinden und die Zeit lieber in ihre Geschichten investieren wollen, während andere auf das Bloggen schwören. Dazwischen gibt es noch eine Reihe Unentschlossene, die nicht einmal zwingend gegen das Bloggen sind, aber selbst nicht so recht wissen, ob es sich lohnt und worüber sie überhaupt schreiben sollen.
Daher soll dieser Blogbeitrag einmal aufzeigen, welchen Nutzen jeder Autor und jede Autorin vom Bloggen haben kann und mit dem Vorurteil aufräumen, man würde damit seine Zeit verschwenden.
Hierfür wird zuerst einmal ganz allgemein die Frage geklärt, worüber man bloggen kann, gefolgt von dem eigentlichen Kernstück dieses Blogbeitrages: einer Sammlung an Gründen, warum man als AutorIn vom Bloggen profitieren wird.
Viel Vergnügen!
Worüber und wie oft bloggen?
Bevor man sich Gedanken machen kann, wie viel Zeit man in das Bloggen investiert, sollte man sich zuerst einmal darüber bewusst werden, worüber man denn bloggen könnte. Dies ist nicht leicht zu klären, da die Vielfalt an Möglichkeiten nahezu unendlich groß ist und von den eigenen Interessen eines jeden Individuums beeinflusst wird. Dennoch soll eine kleine Auflistung an Blogausrichtungen ein erstes Bewusstsein schaffen, welche Hauptfelder unter anderem möglich wären, die noch dutzende Unterkategorien und damit Freiraum besitzen, sich weiter zu spezialisieren, je nach Geschmack und persönlichen Vorlieben.
Ein Blog über:
Bücher
Serien
Filme
Musik
Autorenleben
Schreibtipps
Ernährung
Mode
Alltag (z.B. über einen Beruf/Elterndasein)
Politik
Medien
Kunst
Sport
Reisen
Weltgeschehen, etc.
Diese groben Richtungen mögen überfordernd wirken, da man sicher zu einigen dieser Felder etwas schreiben könnte und hier ist wohl der beste Rat: einfach mal ausprobieren!
Die Entscheidung zu treffen, dem Blog eine neue Ausrichtung zu geben, ist kein Zeichen von Versagen oder Schwäche. Im Gegenteil! Es zeigt, dass man erkannt hat, dass der eine Weg nicht zufriedenstellend genug war und wählt einen anderen. Aus diesem Grund ist es empfehlenswert, sich erst einmal an einigen Themen auszuprobieren und herauszufinden, welche Nische einem wirklich liegt.
Hat man sich dann schlussendlich auf eine Kategorie und eine Hauptrichtung geeinigt, gilt es für sich selbst herauszufinden, wie oft man Blogbeiträge schreiben möchte, sprich das Maß der Regelmäßigkeit und damit des Zeitaufwandes ist gefragt. Das ist, erneut, eine nur individuell zu beantwortende Frage, da sie von mehreren Faktoren abhängt wie zum Beispiel:
Wie lang soll ein Beitrag durchschnittlich sein?
Wie viel Zeit zum Schreiben/Recherchieren wird im Durchschnitt pro Beitrag benötigt?
Wie viel Zeit hat man im Alltag, um sich dem Blog zu widmen?
Wie viele Themen hat man, um den Blog zu füllen?
Werden viele Bilder benutzt? Falls ja, wo kommen die her? Müssen sie erst gesucht werden?
Am Anfang ist es nicht verkehrt, sich dem Blog 1x wöchentlich zu widmen und so festzustellen, ob man diese zeitliche Belastung meistern kann. Sollte das ohne Probleme gehen, kann man die Schlagzahl testweise erhöhen. Dabei ist jedoch zu beachten, dass ein Blog Spaß und Freude bringen soll und keinesfalls in eine zusätzliche Quelle des Alltagsstresses ausarten darf. Sonst läuft man Gefahr, die positiven Dinge, die das Bloggen mit sich bringt, ins Negative zu kehren.
Aber was haben AutorInnen denn nun davon, wenn sie sich durch den Dschungel an Fragen gekämpft und sich dafür entschieden haben, dem Bloggen einmal eine Chance zu geben?
Diese Frage gilt es im folgenden Abschnitt zu beantworten:
Warum bloggen?
Schreibtraining
Der wohl wichtigste und für AutorInnen bedeutsamste Grund, mit Bloggen zu beginnen, liegt in der Verbesserung der eigenen Schreibfähigkeiten und der damit einhergehenden Erweiterung des eigenen Könnens:
Als AutorIn ist man meist mit einer Reihe an Schreibstilen vertraut, kennt die sprachlichen Gepflogenheiten des eigenen Genres und beherrscht, nach einer Weile, beinahe alle handwerklichen Fähigkeiten, die zum Genre und dem eigenen Schreiben gehören. Ein Thriller-Autor beziehungsweise Thriller-Autorin muss zum Beispiel nach dem X-ten Buch nicht mehr überlegen, wie man denn überhaupt einen Thriller schreibt, sondern konzentriert sich völlig auf die Erschaffung von Figuren & einer guten Geschichte, da die handwerklichen und Genre-typischen Besonderheiten schlichtweg ins Blut übergegangen sind und nicht mehr aktiv ins Bewusstsein gerufen werden müssen.
Aber genau hier liegt das Problem: man hat sich durch die eigene Erfahrung eine Art sprachlichen Werkzeugkasten erschaffen und greift nur noch auf das bereits existierende Repertoire zurück, anstatt sich herausgefordert zu sehen, immer mehr Werkzeuge hinzuzufügen. Anders ausgedrückt: man befindet sich schnell in einer Genre-Komfortzone, in der die eigenen Fähigkeiten, so gut sie auch sein mögen, zu stagnieren drohen.
Einen Blog zu führen, kann hierbei eine hervorragende Möglichkeit sein, eben diese Komfortzone zu verlassen und das eigene Können zu erweitern: jeder einzelne Beitrag wird eine andere Form des Schreibens erfordern, sei es aufgrund der individuellen Nähe zum Thema (z.B. bei Weltgeschehen/Alltagserfahrungen), der eigenen Meinung/persönlichen Wahrnehmung (z.B. bei Rezensionen), die variierende Komplexität der Ausgangsfrage (z.B. bei Schreibtipps) oder auch Häufigkeit von ähnlichen Themen, da man LeserInnen nicht langweilen möchte, sondern sich jeder Blogbeitrag neu und frisch anfühlen soll. Man ist also gezwungen, sich immer wieder erneut Gedanken darum zu machen, wie man einen Beitrag schreibt, ihn aufbaut und welche Art von Sprache man benutzt.
Bloggen lädt zum Experimentieren mit unterschiedlichen Schreibstilen ein und ist daher ein Spielplatz für die eigenen Schreibfertigkeiten. In diesem Sinne kann man Blogbeiträge als eine Form von Bildungsreise sehen, durch die man das Repertoire seines sprachlichen Werkzeugkastens dauerhaft erweitern kann, was sich wiederum positiv auf die eigenen Romane auswirken wird.
Hilfe gegen Schreibblockaden
Viele AutorInnen kennen das Gefühl, wenn man im eigenen Plot festhängt, nicht mehr wirklich weiß, wie man eine Geschichte weiterführen oder was man überhaupt schreiben soll — Schreibblockaden sind eine der universellen Krankheiten des Autorendaseins, die jeden von uns immer mal wieder befallen können. Eine solche Blockade wieder in einen rauschenden Schreibfluss zu verwandeln, ist nicht einfach und genau da könnte ein Blog sehr hilfreich sein:
Blogbeiträge ermöglichen es AutorInnen, ihre Gedanken für einige Stunden vom eigentlichen Projekt — zum Beispiel einem Roman — zu nehmen und sich auf etwas völlig Neues zu fokussieren. Schreibblockaden sind in den meisten Fällen nur Projekt-bezogen, sodass man das eigene Gehirn beziehungsweise die Kreativität überlisten kann, indem man einfach etwas anderes schreibt und dabei in eine völlig unterschiedliche Richtung geht. Hat man das getan, wird man mit neuem Elan und Einfallsreichtum wieder an das eigentliche Schreibprojekt gehen können, da der Blog eine Leiter über die Blockade hinweg geliefert hat.
Interessenaustausch
Ein wunderbares Nebenprodukt, das man während des Schreibens eines regelmäßigen Blogs erleben wird, ist die mehr und mehr aufkeimende Kommunikation mit Gleichgesinnten. Egal ob man über Bücher, das Autorenleben, das eigene Schreiben oder über andere Interessen bloggt — man wird über kurz oder lang Menschen finden, die eine ähnliche Begeisterung für die eigene Blogausrichtung besitzen, und so einen Austausch mit ihnen anstreben können.
Insbesondere wenn man über soziale Kanäle oder Besuche auf anderen Webseiten, vielleicht auch dem Teilen fremder Inhalte, immer mehr und mehr in direkte Gespräche/Interaktionen mit anderen Bloggern der gleichen Art tritt, bieten sich mannigfaltige Möglichkeiten, wie man sich austauschen kann. Hierdurch ist das Knüpfen neuer Kontakte ebenso möglich, wie die eigene Leserschaft zu erweitern und das Gefühl zu bekommen, Teil einer Interessengemeinschaft zu sein.
Dickes Fell
Eine der größten Schattenseiten für AutorInnen ist die Kritik am eigenen Werk. Die Bücher, die wir erdacht und geschrieben haben, sind für uns wie Babys und es tut weh, wenn jemand daran etwas auszusetzen hat. Nicht selten sieht man in sozialen Medien nachvollziehbare Kommentare von AutorInnen, die traurig nach einer Kritik sind, und genau hier kann das Bloggen helfen:
Durch regelmäßige Beiträge in Verbindung mit dem eben genannten Interessenaustausch wird es immer wieder Menschen geben, die nicht mit der eigenen Meinung oder dem Inhalt eines Beitrages einverstanden sind. Hierdurch wird man abgehärtet und entwickelt nicht nur schnell ein dickes Fell, sondern auch zu filtern, ob die Kritik sinnvoll ist oder nicht.
Viele kritische Anmerkungen basieren auf unterschiedlichen Geschmäckern, andere sind möglicherweise mit Formulierungen nicht einverstanden und wieder andere sind z.B. gänzlich konträr zu der im Blogbeitrag vertretenen Meinung. Bei der häufigen Auseinandersetzung mit dieser Vielzahl an unterschiedlichen Reaktionen lernt man, wie man aufkommende Kritik zu differenzieren hat und entwickelt einen Abwehrschirm, die Kritik nicht zu nah an sich heranzulassen, da die Halbwertszeit eines Blogbeitrages — und damit der Kritik — meist nur so lange reicht, bis der nächste Beitrag erfolgt.
Kritische Anmerkungen werden dadurch zwar nicht völlig abprallen, aber sie fühlen sich auch nicht mehr wie das Ende der Welt an. Man lernt auf diese Art schnell, dass Kritik, ebenso wie Lob, zum Leben dazugehören und findet leichter einen Weg, mit diesen Bemerkungen umzugehen.
LeserInnenbindung
Im Zeitalter der medialen Überbeschallung ist es notwendig, sich immer wieder Gehör bei seinem Publikum zu verschaffen und in ihrem Gedächtnis zu bleiben. Filme und Serien nutzen hierzu unterschiedliche Mengen an Set-Bildern, Pressemitteilungen, Teasern und Trailern. AutorInnen hingegen offenbaren einige Details zum neuen Buch, erste Leseproben werden veröffentlicht, dann erscheint das Cover und irgendwann ist eigene Buch schlussendlich erhältlich. Hierdurch schaffen es AutorInnen, eine Art Vorfreude/Hype um die eigene Person und das geschriebene Werk zu generieren, die aber — und da muss man ehrlich sein — bereits nach einigen Wochen abflacht und man erst wieder mit dem nächsten Buch auf einer ähnliche Welle des Glücks und der Aufmerksamkeit reiten kann.
Doch was ist mit der Zeit zwischen zwei Büchern? Man mag durch ein Buch einige, vielleicht sogar viele, LeserInnen gefunden haben, aber bis ein neues Buch geschrieben, überarbeitet und erhältlich ist, dauert es meist einige Monate, wenn nicht sogar Jahre, und in dieser Durststrecke ist es nicht selten, die aufgebaute Bindung zu LeserInnen wieder zu verlieren, da man nicht so häufig präsent im Bewusstsein seines Publikums ist.
Ein regelmäßiger Blog kann hier Abhilfe schaffen!
Hat man erst einmal einen festen Zeitpunkt für Blogbeiträge etabliert, beispielsweise ein bestimmter Wochentag inklusive einer festen Uhrzeit, und sich für eine Blogrichtung entschieden, wird es mit wachsender Popularität immer mehr Menschen geben, die sich einprägen, dass man — neben dem Autorendasein — einen eigenen Blog besitzt und werden sich auch daran erinnern, wann in diesem Blog Beiträge erscheinen. So kann man als AutorIn sogar neben den eigenen Büchern regelmäßig eine gewisse Vorfreude bei LeserInnen erzeugen. Außerdem ermöglicht man sich selbst dadurch, immer mal wieder im Bewusstsein der LeserInnen aufzutauchen, sodass die Bindung zwischen LeserIn und AutorIn noch verstärkt wird.
Hinzu kommt noch ein hilfreicher Nebeneffekt: gute Inhalte werden in den sozialen Medien geteilt, wodurch man einerseits die Aufmerksamkeit von neuen LeserInnen bekommen kann und andererseits immer wieder in den Timelines unterschiedlicher Menschen auftaucht.
Blogs sind daher eine Möglichkeit, eine größere Rolle im Alltag vieler LeserInnen zu spielen und können damit dem typischen Abfallen des LeserInteresses und der eigenen Bekanntheit entgegenwirken.
Fazit
Bloggen kostet Zeit, keine Frage. Sicher wird hierbei auch Energie benötigt, die man alternativ in eigene Romane und Geschichten investieren könnte, aber führt man sich die Vielzahl an Vorteilen vor Augen, die einem das Bloggen bringt — Erweiterung und Verbesserung der Schreibfähigkeiten, Zusatzservice für LeserInnen, man wird robuster im Umgang mit Kritik, findet eine neue Gemeinschaft, kann sich über Vorlieben austauschen und Schreibblockaden vorbeugen/bekämpfen — steht doch deutlich mehr auf der Haben- als auf der Verlustseite.
Man muss sich an dieser Stelle einfach nur vor Augen führen, dass positive Elemente, die das Bloggen mit sich bringt, wie z.B. der Ausbau der Fähigkeiten und die Erweiterung der Reichweite, Dinge sind, die man als AutorIn auch ohne Blog machen sollte und das ebenso zeitaufwendig wäre.
Einen Blog zu führen bietet da ein Komplettpaket und hat noch den wichtigen Nebeneffekt, Gründe zu liefern, warum Menschen die eigene Webseite besuchen sollten. Mit wachsender Popularität werden es irgendwann dutzende, hunderte und vielleicht tausende Menschen sein, die sich für die Beiträge — und damit auch für die AutorIn dahinter — interessieren.
Und das kann wohl kaum Zeitverschwendung sein, oder?
Welche von AutorInnen geführte Blogs kennt ihr und könnt ihr empfehlen? Seht ihr weitere Vorteilen, einen Blog zu führen?