Ein Buch zu lesen, gleicht nicht selten der Ungewissheit eines Urlaubs: manchmal werden durch die Reiseleitung paradiesische Zustände offenbart, man findet genug Zeit sich zu erholen, wird vom Stress des Alltags befreit und bekommt alle Erwartungen erfüllt, die man aufgrund des Prospektes aufgebaut hatte. Es gibt aber auch Reiseleitungen, die nichts von diesen positiven Dingen bieten, den erhofften Erholungsurlaub in eine Horrorreise verwandeln und man sich das schnelle Ende herbeisehnt. 

Doch woran liegt es, dass Bücher — und damit die AutorInnen als eben jene ReiseleiterInnen— so unterschiedliche Leistungen bieten?

Dieser Frage soll im heutigen Blogbeitrag einmal nachgegangen werden, namentlich welche 10 Eigenschaften/Dinge es gibt, die gute Autoren von schlechten Autoren unterscheiden. Hierbei wurde vorab eine kleine Auswahl an Themen getroffen, die im Folgenden genutzt wird, um eine direkte Gegenüberstellung zwischen guten und schlechten AutorInnen zu ermöglichen. 

Die Beurteilung eines schlechten Autors beziehungsweise Autorin bezieht sich hierbei allerdings nicht auf das Genre, den Schreibstil oder das eigentliche Thema der Bücher — all dies sind eher Geschmacksfragen — sondern einerseits auf Vorgehensweisen, die das Lesevergnügen trüben, andererseits auf die inhaltliche Bandbreite und Individualität.

Ebenfalls nennenswert ist an dieser Stelle, dass eine solche Schwarz-Weiß-Betrachtung dabei hilft, den Unterschied zwischen beiden Seiten hervorzuheben und einen direkten vergleich ermöglicht, was beides nicht gegeben wäre und die klare Abgrenzung verwässern würde, sollte man auch noch die unterschiedlichen, existierenden Grau-Töne unter das Mikroskop legen. Aus diesem Grund ist die gewählte Vorgehensweise, eine simple Unterscheidung zwischen guten und schlechten AutorInnen zu nutzen, der nützlichste Weg, damit Letztere von den Erstgenannten lernen können. 

Viel Vergnügen! 

1. Ehrgeiz

Gute AutorInnen:

Ruhen nicht eher, bevor jedes Plothole sinnvoll gefüllt ist, verzweifeln manchmal tagelang, den richtigen Weg zu finden und quälen sich so selbst, anstatt LeserInnen nur eine mittelmäßige Leistung anzubieten. Außerdem raffen sie sich ständig auf, selbst wenn sie einmal keine Lust haben sollten, weil ihnen das Schreiben wichtig ist und sie gleichzeitig die Erwartungshaltung von LeserInnen erfüllen wollen. 

Schlechte AutorInnen

Lassen Fünfe gerade sein, sind nicht sonderlich erpicht darauf, jedes einzelne Plothole aufzuspüren und dann auszumerzen. LeserInnen dieser AutorInnen sollen das Geschriebene so nehmen, wie es ist und sich damit zufrieden geben, da es (aufgrund der Vielzahl an eigentlich zu verbessernden Stellen) zu anstrengend wäre, alle Fehler und Probleme zu beseitigen. 

2. Leselust

Gute AutorInnen:

Haben erkannt, dass es nicht reicht, sich nur in der eigenen Wissensblase aufzuhalten, sondern lesen viel, sowohl im eigenen als auch in anderen Genres, um sich zu bilden und neue Inspirationen zu sammeln. Sie sind immer bereit, über den Tellerrand hinaus zu schauen und zu lernen, sodass sie niemals stagnieren. Häufiges Lesen ist hierbei eine der wichtigsten Quellen, um aus dem Kokon des eigenen Könnens hinauszuwachsen.

Schlechte AutorInnen:

Sind mit dem eigenen Wissensstand bereits zufrieden, lesen wenig, sind eher mit anderen Dingen beschäftigt, als sich durch das Lesen anderer Stile, Arten der Erzählung oder Form von Geschichten beeinflussen und verbessern zu lassen. Damit einher mag noch eine gewisse Abwertung eben jener Unterschiede zum eigenen Können gehen, da man den eigenen Weg für den besten hält und es nicht für möglich hält, von anderen AutorInnen etwas lernen zu können.

3. Selbstreflexion

Gute AutorInnen:

Hinterfragen sich häufig selbst, gehen kritisch mit sich und ihrer eigenen Leistung ins Gericht, beleuchten eben jene von allen erdenklichen Seiten, um Schwachstellen sowohl auf inhaltlicher als auch grammatikalisch-lexikalischer Ebene zu finden. Sie wissen, dass sie nicht unfehlbar sind, und wollen sich keinesfalls die Blöße geben, LeserInnen etwas vorzusetzen, das wie ein lädiertes Produkt wirkt. 

Schlechte AutorInnen:

Gehen weniger kritisch mit sich ins Gericht, sind viel früher selbstzufrieden mit der gegebenen Leistung, haben einen Hang, Probleme zu ignorieren — während sie das Augenmerk eher auf vermeintliche Stärken legen —  und leiden nicht selten Selbstüberschätzung, die auch zu Fehlern innerhalb der eigenen Werke führen kann. 

4. Empathie

Gute AutorInnen:

Können sich sehr gut in andere Menschen hineinversetzen, geben Figuren dadurch einen äußerst realistischen Anstrich, lassen sie aufleben und die Herzen von LeserInnen erobern. 

Schlechte AutorInnen:

Sehen Figuren nur als Mittel zum Zweck, sind daher nicht daran interessiert, sich stark in sie hineinzuversetzen oder sie vielschichtig zu konstruieren. Figuren erfüllen eine Aufgabe, sind deswegen nur funktionsgetrieben, wodurch auch das von eben jenen AutorInnen eingesetzte Maß an Empathie auf einem Minimum versauert.

5. Leidenschaft

Gute AutorInnen:

Brennen für ihre Bücher, ihre Schreibzeit, die eigenen Figuren und reden voller Elan über das AutorInnen-Dasein. Man merkt ihnen und ihren Geschichten an, dass viel Herzblut hineingeflossen ist und jemand am Werk war, der sich ernsthaft Gedanken über die Geschichte, Botschaft und/oder das Leseerlebnis gemacht hat und das alles weil in ihnen etwas lodert, das erzählt werden will!

Schlechte AutorInnen:

Sind pragmatisch, sehen Schreiben in keiner Weise als einen künstlerischer Prozess an, sondern ausschließlich als Handwerk und schreiben nicht der Geschichten oder LeserInnen wegen. Ihren Büchern merkt man an, dass weder viel Zeit in die Planung noch in die Überarbeitung floß und auch von Liebe zum eigenen Produkt ist wenig zu spüren. Es wirkt mehr ein kalkuliertes Geschäft als eine Herzensangelegenheit. 

6. Kreativität

Gute AutorInnen:

Versuchen sich an immer neuen Geschichten, sind nie satt, wenn es um neue Figuren und Handlungen geht, wollen LeserInnen ständig auf neue Arten begeistern und unterhalten.

Schlechte AutorInnen:

Verändern ihr Portfolio an Geschichten nur minimal, bieten LeserInnen im Grunde immer die gleichen Geschichten mit auswechselbaren Figuren. Kreativität bleibt völlig auf der Strecke; AutorInnen dieser Kategorie bedienen sich teilweise sogar bei Ideen von erfolgreichen Büchern, um den eigenen Mangel an Kreativität auszugleichen.

7. Übung

Gute AutorInnen:

Sehen sowohl ihre eigenen Fertigkeiten als auch ihre Geschichten/Texte als ungeschliffene Diamanten an, die man durch viel Übung zu Glanz verhelfen kann. Hier steht der eigene Qualitätsanspruch klar im Vordergrund, das bestmögliche Ergebnis zu erzielen.

Schlechte AutorInnen:

Sehen sich selbst als Bergsteiger, die bereits am Gipfel angelangt sind und kaum mehr Übung brauchen. Oftmals geht das Gefühl damit einher, sich nicht mehr weiterentwickeln zu müssen und auch die kritische Reflexion über das eigene Können, sowie die eigenen Texte geht verloren.

8. Geduld

Gute AutorInnen:

Besitzen eine Unmenge an Geduld, da sie sich bewusst sind, dass sowohl der Prozess des Übens der eigenen Fertigkeiten als auch der des Schreibens/Überarbeitens viel Zeit beanspruchen. Nicht umsonst sagt man, dass gut’ Ding Weile haben will. Qualitativ hochwertige Arbeit — und nichts anderes verdienen LeserInnen — braucht seine Zeit und dessen sind sich gute AutorInnen bewusst.

Schlechte AutorInnen:

Wollen so schnell wie möglich fertig werden und besitzen weder eine ausgeprägte Geduld noch Frustrationstoleranz. Anstatt sich lange mit schwierigen Problemen aufzuhalten, werden einfache Lösungen gewählt, unabhängig davon, wie gut sie sich in den Handlungs- oder Figurenverlauf gliedern. 

9. Beobachtungsgabe

Gute AutorInnen:

Nehmen ihre Umwelt wahr, hören zu, haben immer ein geistiges Diktiergerät offen, nutzen alle Sinne und Erfahrungen um Geschichten zu bilden und Figuren agieren zu lassen. Für sie ist das Leben und die Umwelt eine Quelle an Eindrücken, die sie in ihr Schreiben hineinfließen lassen können.

Schlechte AutorInnen:

Sind eher auf sich selbst fokussiert, wenig am Leben und den Interaktionen anderer Menschen interessiert beziehungsweise sehen sie nicht als mögliche Inspiration für eigene Handlungen oder Figurenverhalten. Dadurch kann es vorkommen, dass Ungereimtheiten sowohl auf der charakterlichen als auch der Handlungsebene geschehen. 

10. Umgang mit Kritik

Gute AutorInnen:

Nehmen Kritik als Teil des AutorInnen-Daseins wahr, hören aufmerksam zu, sind für jede Form von Feedback dankbar, die dazu beitragen kann, dass sie sich noch weiter verbessern. Dazu gehört allerdings auch, Kritik nach sinnvollen Hinweisen und simplen Geschmacksunterschieden zu filtern, während dem Gegenüber gleichzeitig Respekt und Achtung entgegen gebracht, sowie die Meinung toleriert wird.

Schlechte AutorInnen:

Gehen schlecht mit Kritik um, fühlen sich persönlich beleidigt und sind höchstens an Lob, nicht aber an Verbesserungsvorschlägen interessiert. Für sie ist ihr Werk perfekt wie es ist und wenn man es kritisiert, liegt das Problem beim Kritiker, nicht aber beim Buch. Häufig geht hierbei auch noch eine Herabwürdigung des Gegenübers einher, die nicht selten auch in einen Streit gipfelt.

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