1. Nimm dir Zeit zum Denken!

In Zeiten, in denen man das Gefühl hat, immer erreichbar zu sein, gegebenenfalls sogar zu müssen, Zeiten, in denen sich die Eilmeldungen durch die Nähe der Globalisierung und der Verbundenheit des Internets im Minutentakt auftürmen und man durch die Vielzahl an Bekanntschaften im echten und digitalen Leben ständig im Kontakt mit anderen Menschen ist, lohnt es sich, im Schreiben etwas mehr Ruhe zu bewahren und keine Hektik aufkommen zu lassen.

Auch wenn es verständlich ist, dass man in vollster Schreibmotivation gerne dutzende Seiten innerhalb einer Woche schreiben möchte, ist es ratsam, sich immer wieder einmal kleine Pausen zu verschaffen, den Fuß vom Gaspedal zu nehmen, sich selbst Zeit zum Denken zu geben und nichts zu überstürzen:

Figuren müssen detailliert ausgearbeitet werden, Handlungsverläufe lückenlos sein, Charaktere und ihre Entwicklungen stets berücksichtigt werden, durch die Struktur des Buches vorgegebene Etappenziele — sei es z.B. im Bereich des Plots oder der Figureninteraktion — müssen auf dem steinigen Pfad des Schreibens immer wieder überprüft und gegebenenfalls neu justiert werden.

Das alles kostet Zeit. Sogar sehr viel Zeit, wenn man es genau macht.

Wer sich hetzt und möglichst schnell durch alle diese Punkte rast, wird sich einen Berg an Problemen aufhalsen, die dann — schlimmstenfalls — LeserInnen ausbaden müssen, indem sie Geschichten und Bücher vorgesetzt bekommen, die ihre Lebenszeit nur zum Teil bereichern werden. Ärgernisse wie unlogische Handlungsverläufe und Plotholes gilt es als AutorIn dringend zu vermeiden, da sie die Lesefreude ebenso trüben können wie eindimensionale Figuren, die kaum Ankerpunkte für emotionale Bindungen bieten. Wie oft kommt es zum Beispiel auch im Medium des Films oder Serien vor, in denen man durch schlecht geschriebene Dialoge, Figuren oder Geschichten die anfängliche Vorfreude nicht in Begeisterung umwandeln kann?

Dem sollte man in den eigenen Büchern entgegenarbeiten und LeserInnen vor der Not bewahren, ein Buch aus Frust eventuell sogar abbrechen zu wollen. Um dies zu gewährleisten, ist es notwendig, sich selbst und den eigenen Geschichten genug Raum zum Reifen einzuräumen. Gute Ideen sind im Grunde wie wertvolle Früchte, die erst einmal wachsen und ihre völlige Struktur ausarbeiten müssen, bevor man sie schreibend pflücken kann.

Dieser Reifeprozess ist insbesondere für die Planungsphase eines Buches wichtig, aber auch während des Schreibens ist es ratsam, immer wieder mal kurze Zwischenstopps einzulegen, um das Geschriebene und die weiteren Ziele zu überdenken und das bisher Erreichte zu reflektieren. Ähnlich wie MalerInnen von ihrer Leinwand treten, um das große Ganze zu sehen, ist es hilfreich, wenn man das eigene Schaffen noch einmal objektiver betrachtet, damit man sich weder inhaltlich noch stilistisch verläuft.

Aber auch nach der Planung und dem Schreiben ist es empfehlenswert, sich einige Zeit zu nehmen — mindestens 2-3 Wochen — in der man das Manuskript in der Schublade lässt, sich um andere Dinge kümmert, um dann frischen Geistes wieder zurückzukehren und zu überarbeiten. Dann ermöglicht man sich selbst, das eigene Werk nicht mehr nur als AutorIn zu durchleuchten, sondern auch als LeserIn, da man viele einzelne Elemente des Buches innerhalb der Pause vergessen hat und das Werk frischer auf einen wirken kann.

2. Lass dir deinen Weg nicht verbauen!

Schreiben ist ein äußerst individueller Prozess: Man bekommt eine Idee, formuliert erste Grundzüge des Plots aus, erschafft Figuren, die innerhalb der Geschichte agieren sollen, haucht einer eigenen Welt bzw. Lebenssituation frisches Leben ein und bringt alle diese Dinge dann letztendlich in einer Art und Weise zu Papier, die sich in vielerlei Hinsicht von anderen AutorInnen abhebt.

Dieser Umstand der Individualität des Schaffensprozesses ist es, der uns alle — neben der Themenauswahl für unsere Bücher — unterscheidet und einzigartig macht. Gibt man 100 AutorInnen vor, sie sollen zum Beispiel über ein bestimmtes Thema schreiben, wird man ebenso viele unterschiedliche Geschichten und Ansätze zu lesen bekommen. Das ist das Wunderbare an unserer Zunft: wir drücken unsere eigenständige Persönlichkeit durch unser Schreiben aus und sind dabei von Elementen wie der eigenen Vergangenheit, Geschmacks- und den Lesevorlieben beeinflusst.

Dennoch wird es immer wieder Menschen geben, die entweder auf verbalem, digitalen oder gedrucktem Wege so tun, als gäbe es nur die Wege, die sie vorschlagen und alle anderen seien entweder nicht empfehlenswert oder sogar falsch. Manche von ihnen wollen die schreiberische Kreativität richtiggehend einzäunen, damit man in Bahnen schreibt, die sie für richtig halten. Das kann auf Dauer zu Unsicherheit und sogar zu Streit führen, wenn man immer wieder vorgeschrieben bekommt, wie man denn vorzugehen oder zu generell zu schreiben hätte.

Aus diesem Grund sei dringend empfohlen, jede Form von Ratgebern und Schreibtipps, auch denen auf diesem Blog, kritisch gegenüber zu stehen und diese auf ihre Sinnigkeit für sich selbst zu hinterfragen. Keinesfalls sollte man Wege, die von anderen festgelegt werden, unreflektiert nachgehen und dabei Fußabdrücken folgen, ohne zu wissen, in welche Richtung sie führen und ob sie gut für die eigene Entwicklung sind. 

Es sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass es keinen perfekten Weg zum Schreiben geben, da AutorInnen ihr Schreiben bewusst wie auch unbewusst mit derart vielen individuellen Noten füllen, dass man diese Prozesse nicht 1:1 von einem Menschen auf andere übertragen kann. Wenn du also einen Weg für dich gefunden hast, der zu funktionieren scheint und es dir gelingt, Handlungen sinnvoll, Dialoge vielseitig und Figuren glaubwürdig zu gestalten, dann bleib dabei und lass dir diese Route nicht durch die Meinung anderer, wie man denn beim Schreiben vorgehen müsste, verbauen. Solltest du bei den genannten Dingen aber noch Probleme haben, ist das ebenfalls kein Beinbruch. Dann hilft es einfach, wenn du unterschiedliche Pfade ausprobierst und den auswählst, mit dem du dich am wohlsten fühlst. Du kannst natürlich auch unterschiedliche Herangehensweisen mischen, wenn du möchtest —wichtig ist nur, dass es letztendlich dein eigener Weg wird, der perfekt auf dich und deine Bedürfnisse angepasst ist.

3. Lass das Schreiben wirklich in dein Leben!

 Schreiben ist ein Vorgang, der völlig konträr zu unserer schnelllebigen Welt steht und uns AutorInnen auf eine gewisse Art entschleunigt: während wir schreiben, steht die Zeit für uns still und wir fokussieren uns nur darauf, die Geschichten, die in unseren Köpfen und Herzen toben, in Worte umzuwandeln und sie auf ein Blatt Papier zu spannen. 

So sollte es zumindest im Optimalfall sein, denn die Gedanken- und Schreibprozesse an sich, die Teil eines jeden Buches sind, brauchen sowohl Zeit als auch genügend Raum, um sich frei entwickeln zu können. Aus diesem Grund ist es von größter Wichtigkeit, das Schreiben auch wirklich in das eigene Leben zu lassen und es nicht nur 5-10 Minuten in der Woche nebenbei zu erledigen, als sei es eine lästige Pflichtaufgabe. Immerhin muss man sich auf die Figuren, die Gespräche und die zu transportierenden Gefühle einlassen, um ein wirklich gutes Buch schreiben zu können. Schreiben ist in diesem Sinne eine Präzisionsarbeit und benötigt viel Aufmerksamkeit, sodass man sich selbst aus dem stressigen Alltag herausnehmen und explizit Zeit für das Schreiben nehmen sollte.

Ein Weg, dem Schreiben genau das zukommen zu lassen, ist es, sich feste Schreibziele zu setzen, die man beispielsweise wöchentlich abarbeiten möchte, und sich dann zu überlegen, wie man diese am besten erreichen kann. Ob das nun durch Schreibblöcke geschieht, in denen man sich an einigen Tagen 3-4 Stunden hintereinander dem Schreiben widmet oder jeden Tag 1-2 Stunden schreibt, bleibt völlig dem individuellen Tagesplan überlassen. Wichtig ist nur, sich die Schreibzeit auch wirklich zu nehmen und sie gegen alle Widerstände der Umwelt zu verteidigen. Zu leicht wäre es, sich von Nachrichten/ Mails/ Anrufen/ Personen/ anderen vermeintlichen Verpflichtungen stören zu lassen, aber wer schreiben will, muss sich auf die eigenen Arbeitsschritte konzentrieren, sodass keine Fehler unterlaufen können und man völlig in die Figuren, sowie die Handlungsverläufe eintaucht.   

4. Sei experimentierfreudig!

Wer die eigenen vier Wände nie verlässt, wird niemals wirklich wissen bzw. nachempfinden können, wie die Welt da draußen funktioniert, was sie bewegt, was sie zu bieten hat und wird auch Schwierigkeiten bekommen, sich als Mensch weiterzuentwickeln, da die eigenen charakterlichen Grenzen genau durch eben jene vier Wände festgelegt ist. Ähnlich verhält es sich auch mit dem Schreiben: wer immer nur in dem einen Genre unterwegs ist, wird sich auf Dauer festfahren, unabhängig davon, wie gut man bereits schreibt. Ähnlich wie man bei einem Arbeitsweg, den man tagtäglich über viele Jahre benutzt, kaum mehr Neues entdeckt, wird auch das Schreiben in gewisser Weise stagnieren. 

Aus diesem Grund ist es wichtig, sich neben dem Bekannten auch ab und zu ins Unbekannte zu wagen. Ob darunter nun zu verstehen ist, das thematische Genre zu wechseln, andere Einflüsse in die bisherigen Schemata zu integrieren oder vom literarischen Genre des Romans zu Kurzgeschichten oder Theaterstücken zu wechseln, bleibt jedem selbst überlassen. Manchmal reicht auch ein Ausbrechen aus den typischen strukturellen Muster, mit denen man die eigenen Geschichten und Bücher aufbaut oder eine Veränderung des Sprachstils, um sich auszutesten und weiterzuentwickeln. Alternativ ist es ebenfalls ratsam, die eigenen Fertigkeiten einmal in völlig anderen Gebieten wie z.B. Rezensionen jeglicher Art oder Blogbeiträgen auf die Probe zu stellen, damit man vielseitiger wird und das Schreiben stets spannend gestalten kann.

Die Erfahrungen, die man in den anderen Genres oder Bereichen gemacht hat, sind dann wiederum Gold wert, wenn man auf alte Wege zurückkehrt, denn während die gleich geblieben sind, hat man sich selbst verändert und weiterentwickelt, sodass man mit neuen Fähigkeiten die eigenen Geschichten weitertreiben kann. Genau das ist elementar, wenn es darum geht, gut zu schreiben: niemals zu stagnieren und sich stetig zu verbessern, indem man dem eigenen Wissensbecken mehr Inhalt hinzufügt. 

5. Nimm deine LeserInnen ernst!

LeserInnen sind Menschen, die Geld für etwas ausgeben, das du hergestellt hast. Sie entscheiden sich also nicht nur unter der gewaltigen Auswahlmöglichkeit, was sie sonst mit dem Geld hatten anfangen könnten, dafür, ein Buch zu kaufen, sondern sogar deines, was gleichzusetzen damit ist, dass sie Vertrauen in deine Geschichte und dein Können haben. Diesen Vertrauensvorschuss gilt es dringend ernst und als Motivation zu nehmen, sich stets mit LeserInnen auf Augenhöhe zu fühlen. Dies kann sich auf unterschiedliche Arten ausdrücken:

Nicht auf “Suspension of Disbelief” verlassen = Unter diesem Begriff versteht man den Willen, etwas Unrealistisches innerhalb einer Geschichte oder eines Genres zu akzeptieren, um Spaß an der eigentlichen Handlung zu haben. Bei manchen Märchen ist es zum Beispiel nötig, bestimmte Elemente wie Magie zu tolerieren und den eigenen Unglauben abzulegen. Dies darf man aber, wenn man seine LeserInnen ernst nimmt, nicht als Standardvorraussetzung oder Ausrede nehmen, viele Logiklücken innerhalb der Handlung zu lassen und darauf zu setzen, dass diese schon von LeserInnen geschluckt werden würden, weil die Handlung oder die Figuren so toll wären. Nur weil LeserInnen zu einem bestimmten Grad tolerant sind, darf man nicht versuchen, sie für dumm zu verkaufen.

Hohe Ansprüche an sich = Ähnlich wie Köche in der Küche sollten AutorInnen am Schreibtisch den eigenen “Kunden” nur das Beste servieren wollen. Wenn einige Seiten nicht gut sind, Handlungsstränge sich unrund anfühlen, Dialoge unrealistisch klingen und Figuren farblos sind, ist es wichtig, aus Respekt vor den zukünftigen LeserInnen, Zeit und Energie zu investieren, um alle diese Mängel zu beheben. Nur erstklassige Ware darf an den Lesegaumen der zukünftigen KäuferInnen des eigenen Buches und wenn man diesen hohen Anspruch an sich selbst stets im Hinterkopf behält, werden es auch LeserInnen merken und sich ernstgenommen fühlen.

Kritik anhören = Ein Teil des Schreibens ist es, das eigene Werk bei der Veröffentlichung auch Kritik ausgesetzt zu sehen. Es ist schlichtweg unmöglich, den Geschmack eines jeden Menschen zu 100 Prozent zu treffen, daher wird es immer mal wieder vorkommen, dass LeserInnen Einwürfe oder Verbesserungsvorschläge vorbringen. Diese gilt es dann keinesfalls einfach beiseite zu wischen und sich als der große Autor bzw. die große Autorin aufzuspielen, sondern den LeserInnen Gehör zu schenken, so weh das auch tun kann. Ob wirklich jede Kritik hilfreich für die Verbesserung der eigenen Fähigkeiten oder überhaupt nachvollziehbar ist, muss natürlich von Fall zu Fall entschieden werden, aber grundsätzlich ist es empfehlenswert, LeserInnen nicht von oben herab zu betrachten, sollten sie etwas am eigenen Werk auszusetzen haben. 

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