Während dieser Blogbeitrag erscheint, laufen die letzten Stunden der diesjährigen Buchmesse in Leipzig! Es war ein wunderbares Erlebnis, dort zwei Tage verbracht, so viele tolle Menschen getroffen und so viel gelernt zu haben, insbesondere da es meine erste Messe überhaupt war.

Die Eindrücke und Emotionen sind noch frisch, der Rücken knarzt noch ein wenig, die Füße gewöhnen sich langsam daran, keine dutzenden Kilometer mehr laufen zu müssen und das Herz spürt die Verbindung zu einem Ort, der in so vieler Hinsicht besonders ist. 

Um nicht nur der Messe an sich, sondern auch allen Buchfreunden etwas zurückzugeben und eben weil sich dieser Blog mit Tipps für AutorInnen (und auch LeserInnen) befasst, soll es in diesem Blogbeitrag einmal darum gehen, einige Tipps für einen solchen Messe-Aufenthalt und auch für Bühnenauftritte und Präsentationen zu geben. Insbesondere bei Letzterem wird allerdings auf allgemeine Tipps wie klare Aussprache, gute Aufmachungen, logische Zusammenhänge, etc. verzichtet, vielmehr stehen spezifische Dinge im Blickpunkt, die während den Veranstaltungen aufgefallen sind.

Viel Vergnügen!

Tipps für einen Messe-Aufenthalt

Freiraum lassen

Eine Messe kann mit ihren hunderten Veranstaltungen und Lesungen dazu führen, dass man sich den eigenen Terminkalender mit vielen Veranstaltungen füllt, weil man keinesfalls etwas verpassen möchte. Dieser Antrieb ist absolut nachvollziehbar, dennoch der gut gemeinte Rat: alles eher in Maßen als in Massen.

Es ist in jedem Fall besser, sich für jeden Tag nur 3-4 Veranstaltungen (wenn überhaupt so viele) rauszusuchen, die bestenfalls auch noch nah beieinander liegen. Andernfalls wird man sich selbst in die Bredouille bringen, von einem Termin zum nächsten hetzen zu müssen und beraubt sich gleichzeitig um das beruhigende Gefühl, ohne Zeitstress über die Messe schlendern und in Veranstaltungen/Lesungen setzen zu können, die man vorher (z.B. aufgrund des Titels) nicht für interessant gehalten hatte, aber auf einmal doch eine gewisse Sogwirkung entfaltet können, wenn man einmal live dabei ist. Außerdem ist eine Messe mit vielen Menschen bereits stressig genug und da sollte man sich nicht auch noch zusätzlich mit einem prall gefüllten Terminkalender belasten. 

 

Reflexion über das eigene Interesse 

Nicht nur bei der Auswahl der Veranstaltungen, sondern auch bei allen anderen Planungen auf der Messe sollte man sich eine Frage stellen:

“Was genau möchte ich eigentlich?“

Die Frage mag absurd wirken, aber ist dennoch leicht zu erklären: eine Messe hat beinahe unendliche viele Möglichkeiten, wie man dort seine Zeit verbringen kann und insbesondere wenn die Zeit begrenzt ist, sollte sich ein Besuch doch maximal lohnen. Deshalb sollte man sich selbst hinterfragen, was die eigenen Ziele und Wünsche sind, damit man sich hinterher nicht ärgert, dass man nicht alles sehen konnte oder gemacht hat, was man eigentlich gerne wollte. Hierfür mal eine kleine Liste, was man auf einer Messe machen könnte, die unterstreichen wird, dass eine solche Reflexion recht nützlich ist:

  • Möchte ich..
  • Buchfreunde treffen?
  • Stände sehen?
  • Lesungen lauschen?
  • Werbegeschenke abgreifen?
  • Interviews/Gesprächsrunden sehen?
  • Durch die Gegend schlendern, ohne bestimmte Vorlieben?
  • Unterschriften von AutorInnen holen beziehungsweise Gespräch mit ihnen suchen?
  • Buchtipps erhalten und möglicherweise direkt dort kaufen?
  • Viele Arten von Verlagen kennenlernen?
  • Veranstaltungen sehen, die lehrreichen Charakter haben?
  • Neue Bekanntschaften machen?
  • Netzwerken?
  • Interviews führen (mit Besuchern, AutorInnen, Publishing-/Buchexperten)?
  • etc.

Rücken entlasten I – Umverlagerung

Dein Rücken wird dir nach einer gewissen Zeit eventuell große Probleme machen, da es ungewohnt ist, mehrere Stunden durch die Hallen zu gehen, hier und dort zu stehen oder schräg auf Würfeln zu sitzen und das alles mit einer Tasche oder einem Rucksack, in dem die Verpflegung und viele andere nützliche Dinge sind.

Überlege daher genau, was du wirklich brauchst und denke darüber nach, ob du deine Wasserflaschen, dein Essen und schweren Gegenstände nicht in einen Beutel packen und in der Hand tragen kannst. Natürlich hast du dann weiterhin das Gewicht zu tragen, aber dein Rücken ist entlastet und das ist wichtig. Sonst kann es passieren, dass man bereits während des ersten Tages (teils massive) Schmerzen in Teilen des Rückens hat, von denen man vorher gar nicht wusste, dass da überhaupt etwas ist, was weh tun könnte.

 

Rücken entlasten II – Alternativen suchen

Da auf der Messe beinahe jede über Schwierigkeiten mit dem Rücken klagt, sei noch ein zweiter Tipp diesem Problem gewidmet: Anstatt den schweren Laptop mitzunehmen, reicht vielleicht auch ein Tablet oder ein Handy mit einer Schreibapp, anstatt eine 1,5L-Flasche lieber eine Flasche mit 0,5L und man kauft sich auf der Messe etwas, anstatt zehn Bücher zum Signieren, reichen vielleicht auch signierte Autogrammkarten, die man in eben jene Bücher legen/ kleben kann, usw. Alle diese Alternativen haben den entscheidenden Vorteil, das Gewicht des Gepäcks zu reduzieren und damit den Spaß an der Messe zu erhöhen. 

 

Die Meute lesen lernen

Eine der größten Problemzonen einer Messe sind die Menschenmassen, die vermeintlich chaotisch und wenig zielgerichtet in alle Richtungen strömen. Doch so unvorhersehbar, wie man es meinen könnte, ist die Meute nicht und wenn man lernt, ihr Verhalten vorhersehen zu können, kann man sich selbst eine Menge Stress und Frust ersparen. Hierfür ein Beispiel:

Die meisten Messe-Besucher werden glauben, dass wenn eine Messe um 10 Uhr ihre Pforten öffnet, es ausreicht, wenn man 10-20 Minuten früher da ist und dementsprechend spät die öffentlichen Verkehrsmittel fluten. Dem kann man entgehen, wenn man sich dessen bewusst wird und bereits 40-50 Minuten früher auf dem Messegelände ist, und die Zeit dort füllt, um sich mit FreundInnen zu treffen, Fotos zu machen, neue Bekanntschaften zu machen oder sich ein Fleckchen sucht, um etwas zu lesen. So startet man viel entspannter und weniger gequetscht in den Tag.

Ähnliche Vermutungen lassen sich auch darüber anstellen, wann Menschen zu den Veranstaltungen strömen, wo sich immer lange Schlangen bilden, welche Gänge besonders eng gedrängt sind, welche Essensmeilen stark besucht sein werden, etc. Einfach ein wenig darauf achten, wie sich die meisten Menschen verhalten und schon kann man sich die Messe wunderbar erleichtern.

 

Lokalitäten auskundschaften

Wenn man sich den eigenen Zeitplan für eine Messe nicht völlig mit Veranstaltungen zubaut, wird man immer wieder Zeit haben, um sich frei umsehen zu können. Da lohnt es sich, einmal die Orte aufzusuchen, an denen man Veranstaltungen haben wird und sich so Kenntnis darüber zu verschaffen, ob es Sitzplätze gibt, wie laut die Umgebung ist (damit einhergehend, ob man sich lieber sehr nah an der jeweiligen Bühne/Präsentationsfläche befinden müsste) und was für ein Fassungsvermögen vorhanden ist.

Diese Form des Auskundschaftens muss natürlich nicht für jede Veranstaltung gemacht werden, aber ist dennoch bei solchen hilfreich , die einem besonders am Herzen liegen, um sich gut vorbereiten zu können, indem man beispielsweise besonders früh vor Ort ist, weil die Sitzplätze stark begrenzt sind. Außerdem hilft es sehr dabei, bei Zeitnot oder verstopften Gängen zügig und ohne große Suchen den Weg zu finden, da man sich vorher bereits einmal orientiert hat.

 

Logik der Gänge begreifen

Es mag für alle, die noch nie auf einer Messe waren, unverständlich klingen, aber die großen Hallen mit den hunderten Ständen und tausenden Menschen können äußerst verwirrend sein. Natürlich versucht jede Messe dagegen vorzugehen, indem Pläne und Apps rausgegeben werden, aber auch große Schilder und Banner sollen Abhilfe schaffen. Trotzdem wird man sich immer wieder verlaufen und kopflos durch die Gänge irren, wenn man sich nicht am ersten Tag der Messe mit der Logik des Aufbaus vertraut macht: Nach welchem System sind die Gänge aufgebaut, in welche Richtungen verlaufen die Zahlen, wo liegen die Verbindungs-/Ausgänge? Alles Fragen, die man sich früh stellen sollte, um die Messefreude nicht in Frust umschwingen zu lassen. 

 

Foto des eigenen Zeitplans

Alle Veranstaltungen, die man gerne besuchen möchte, im Kopf zu behalten, ist beinahe unmöglich, noch dazu die Veranstaltungsorte und beteiligten Personen. Um auch zwischendurch immer mal auf den Plan schauen zu können, lohnt es sich, ihn einmal abzufotografieren und als Bild auf dem Handy zu speichern. Alternativ kann man ihn natürlich auch ausdrucken. Wichtig ist aber, dass alle essentiellen Details vorhanden sind, dazu gehören: Titel der Veranstaltung, Halle, genaue Standnummer, beteiligten Personen (kann z.B. bei der Lesung wichtig sein, wenn man das Buch später kaufen möchte).

 

Allgemeine Dinge

Und zum Abschluss dieses Bereiches noch eine kleine Auflistung mit allgemeinen Tipps:

  • Lockeres Schuhwerk, mit dem stundenlanges Gehen möglich ist.
  • Blasenpflaster dabei haben.
  • Zwiebelprinzip für den Oberkörper (Empfehlung: dünne Jacke und T-Shirt/Pulli)
  • Mindestens eine Flasche Wasser
  • Unbedingt vorher frühstücken und etwas zu essen mit auf die Messe nehmen (Vorsicht: nichts, was großartig in den Zähnen hängen könnte, es sei denn, man möchte auf der Messe Zähneputzen).
  • Visitenkarten können hilfreich zur Kontaktaufnahme/Netzwerken sein.
  • Kamera
  • Traubenzucker/Ginseng-Tabletten oder Schokolade für den schnellen Energiekick
  • App oder Ladeplan der Messe.

 

Tipps für Bühnenauftritte & Präsentationen

 

Abhängigkeit von Medien

In unserer hochtechnologisierten Welt ist es ein gern gesehenes Mittel, die Vorträge durch optische Unterstützung aufzuwerten. Das ist richtig und hilft dabei, eine Sprachlawine für die Zuhörer erträglicher zu machen, sowie ihnen die Möglichkeit zu geben, dem Gesagten besser folgen zu können. Dennoch sollte man auch immer in der Lage sein, den Vortrag ohne die mediale Unterstützung halten zu können.

Auf der Messe kam es immer mal wieder dazu, dass Power-Point-Präsentationen nicht abgegriffen wurden oder die Technik allgemein ein Beinchen stellen wollte. Wenn man sich davon massiv verunsichern lässt und in einen Panikmodus verfällt, ruiniert man sich eventuell einen guten Ersteindruck, der durch die Zeit vor dem Technik-Problem aufgebaut wurde. Daher sollte man den Vortrag unbedingt auch ohne technische Unterstützung frei weiter halten können, denn jede Minute, in der man hektisch versucht, das Problem zu lösen, ist eine Minute, in der man die Bindung zum Publikum verliert. Lieber ruhig bleiben und zur Not etwas später, wenn die Technik wieder funktioniert, noch einmal kurz auf die übersprungenen Folien kommen. Ein „die Technik hat uns leider verlassen, aber das macht nichts, wir kriegen das auch so hin“ funktioniert viel besser als ein „Die Technik lässt uns im Stich, was machen wir denn jetzt?“

 

Scheinwerfersucht unterlassen

Es ist verständlich, dass man auf einer Bühne aufgeregt ist und man, speziell in einem Gespräch mit mehreren Personen, dem Publikum möglichst stark in Erinnerung bleiben will. Ein Weg, genau das zu schaffen, ist es, die eigenen Redeanteile künstlich zu verlängern und sich selbst ins Rampenlicht zu drängen. Ist dieser Weg empfehlenswert? Keineswegs.

Das Publikum merkt schnell, wenn eine als homogene Veranstaltung geplantes Gespräch auf einmal deutlich von einer Person dominiert wird und wenn das geschieht, ohne dass die Moderation das durch Fragen bestimmt hat, wirkt es schnell unkollegial den anderen Gesprächsteilnehmern gegenüber. Man sollte bei so einem Gespräch eher darauf achten, dass alle Beteiligten ähnlich viel Raum bekommen und die Bühne mehr als Ort sehen, an dem man sich selbst sympathisch präsentieren kann, anstatt als ein Haifischbecken. Das Publikum ist an einem Austausch zwischen unterschiedlichen Menschen beziehungsweise von verschiedenen Erfahrungen/Ansichten interessiert und nicht daran, Zeuge zu werden, wie jemand versucht, den anderen Gesprächsteilnehmern die Show zu stehlen.

 

Inneren Humorzwang vermeiden 

Wer auf einer Bühne wirklich lustig ist, wirkt locker, bekommt Sympathien und kann eine mögliche Nervosität kaschieren. Aus diesem Grund erscheint es für manche Menschen erstrebenswert zu sein, eben jene Schiene auf Teufel komm raus zu fahren und sich so selbst in eine Bredouille zu bringen. Doch wo liegt das Problem?

Zuerst einmal sei darauf hingewiesen, dass die Welt natürlich nicht nur schwarz oder weiß ist und es — diesem Gedanken folgend — nicht nur einen Weg gibt, ein Publikum zu begeistern: Kompetenz, Freundlichkeit, Höflichkeit, intelligente Antworten, vielseitige Beispiele, einleuchtende Erklärungen, nachvollziehbare Gedankengänge — all das ist ebenfalls hilfreich, um eine positive Reaktion des Publikums zu erlangen. Humor kann dabei sicher ebenfalls nützlich sein, aber das Publikum auf einer Buchmesse erwartet bei einem Interview oder einer Diskussionsrunde keine Schenkelklopfer und kein Comedy-Programm. Es möchte in erster Linie interessante Inhalte hören, in die Welt des Themas abtauchen und vielleicht auch etwas lernen. 

Bedeutet das, Humor sei auf der Bühne verboten? Natürlich nicht! Man sollte es nur nicht erzwingen und mit dem Gedanken auf die Bühne gehen, unbedingt einige Scherze machen zu müssen, um das Publikum zu unterhalten. Das erhöht nämlich den inneren Druck ungemein und sollten die Witze nicht zünden und man blickt in versteinerte Minen, steigert das den Puls, sowie die Nervosität. Das wiederum wirkt sich negativ auf die eigene Darstellung aus und genau das wollte man ja eigentlich verhindern.

 

Mehrere Genre in Beispielen abdecken

Die AutorInnen-Landschaft ist weit gefächert, sei es durch die unterschiedlichen Genres oder die Geschmäcker aller SchreiberInnen und da bietet es sich an, bei einem Vortrag oder einem Bühnengespräch nicht nur Beispiele für ein Genre zu benutzen, sondern viele Varianten anzusprechen. Hält man beispielsweise einen Vortrag darüber, wie Marketing-Ideen aussehen könnten, sollte man nicht nur überlegen, was für ein Genre funktionieren würde, sondern eine breitere Palette anbieten.

Das hat zwei Vorteile: zum einen wirkt man dadurch vielseitig und kompetent, da es offenkundig ist, dass man sich im Thema auskennt und zum anderen kann man hierdurch eine größere Anzahl an Menschen für die Vorschläge interessieren. Insbesondere bei einem derart variablen und aus so vielen Richtungen kommenden Publikum einer Buchmesse ist es besser, sich nicht zu sehr einzuengen, sondern allen Menschen die Möglichkeiten zu geben, sich für den eigenen Vortrag bzw. die eigenen Ideen zu begeistern und so einen tollen Eindruck zu hinterlassen.

 

Eigene Meinung vertreten

Ob in Interview-Situationen, Diskussionsrunden oder Gesprächen, eines geht immer: zu seiner eigenen Meinung zu stehen. Es kann durchaus einmal vorkommen, dass man, zum einen, andere Erfahrungen oder Ansichten hat als die Person, mit der man auf der Bühne spricht, oder man wird, zum anderen, durch die Moderation in eine gewisse Richtung gelenkt und da gilt es ganz klar: standhaft bleiben. Man wäre sicher leicht in der Versuchung, dem Gegenüber zuzustimmen, um niemanden zu verärgern, aber auf so einer Bühne ist es gerade dann interessant, wenn man unterschiedliche Meinungen kennenlernen kann. Aus diesem Grund ist es immer lobenswert, wenn man sich selbst treu bleibt und die eigene Meinung vertritt, da man so auch authentisch für das Publikum wirkt.

 

 

Was sind eure Tipps für Messe-Aufenthalte, Bühnenauftritte und Präsentationen? Wie hat euch die Leipziger Buchmesse gefallen?

 

 

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Ich freue mich auf dich!

 

P.s.

Eindrücke des ersten Messetages : Klick hier

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